Es ist gemein, ja fast bösartig, immer nur Schlechtes über die Arbeit von Didi Constantini zu schreiben. Gerade die schreibende Zunft ist dem Teamchef zu Dank verpflichtet, schließlich kann man den Lesern nach dem Mund reden, denn bis auf die Co-Trainer Zsak und Wohlfahrt halten alle Constantini für eine Fehlbesetzung. Zudem garantiert seine Ära eine Planungssicherheit, wie man sie sonst nur in San Marino oder Andorra kennt. In diesem Sinne, direkt nach Schlusspfiff, weil schon am Dienstag geschrieben: Endlich! Der Zug zur Euro 2012 ist abgefahren! Wir können nun vorzeitig Bilanz ziehen.

Ob ein Trainer gute Arbeit leistet, lässt sich nicht allein an Punkten und Platzierungen festmachen. Zur Beurteilung muss man auch das Potenzial der vorhandenen Spieler in Betracht ziehen. Hat Constantini die Möglichkeiten von Alaba und Co. komplett ausgeschöpft? Nein. Und zwar nicht nur, weil ihm Kritiker taktische Unzulänglichkeiten vorwerfen, sondern auch weil ihm viele Spieler gar nicht zur Verfügung standen. Mit Stranzl, Ivanschitz, Garics und Manninger fielen allein vier Spieler aus Top-Ligen Kommunikationsproblemen zum Opfer. Das kann man sich vielleicht in Frankreich oder Brasilien leisten, in Österreich sicher nicht. Noch dazu wo gerade jene Spieler Lücken füllen könnten, die sich im ÖFB-Team regelmäßig öffnen.

Aber nicht nur Kritik der Spieler war unter Constantini immer unerwünscht, auch Journalisten und Experten wurden wie zuletzt vor dem Spiel gegen Deutschland zurechtgewiesen. Vor allem die besserwissenden Nervensägen aus dem Internet mit den ungewohnt kritischen Fragen bekamen vom Trainerstab ihr Fett ab. Aber wissen es die aus dem Internet tatsächlich besser? Warum machen wir nicht einfach Martin Blumenau zum neuen Nationaltrainer? Oder gar unseren Schaffer Tom? Oder den "Trottel" mit dem Kapperl von 90minuten.at? Weil sie Journalisten und keine Fußball-Trainer sind. Sie glauben auch gar nicht, diesen Job besser als Constantini ausüben zu können. Was sie aber sehr wohl drauf haben: sich Gedanken machen, sich intensiv mit den Problemen auseinandersetzen, reinhackeln. Mindestanforderungen, die Constantini in seiner Ära aber nie vermitteln konnte.

Es gibt nur einen Menschen, der ein Team nach vorne bringen kann und das ist der Trainer. Constantini hat nichts bewegt, sogar unter Josef Hickersberger schien die Entwicklung des Nationalteams dynamischer zu verlaufen. Wenn man nun also einen Nachfolger bestellen muss, stellt sich wiederum folgende, ganz einfache Frage: Welcher Trainer hat aus den ihm zur Verfügung stehenden Spielern immer das Maximum rausgeholt, sowohl im Nachwuchsbereich als auch in der Liga, im Cup und in der Qualifikation zur Europa League? Es ist wirklich nicht so schwer. (derStandard.at; 6.9.2011)