Redesigning Skopje: Das neue Alte Theater der mazedonischen Hauptstadt wird wieder genauso aufgebaut, wie es vor dem verheerenden Erdbeben 1963 ausgesehen hat. Nur ein bisschen größer.

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Gleich daneben befindet sich das neue "Museum des mazedonischen Kampfes", das am heutigen 8. September, dem mazedonischen Nationalfeiertag, eröffnet wird. Die beiden Bauten am linken Vardar-Ufer werden ...

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... durch die bekannte Steinbrücke, die die albanische Altstadt mit dem erst im 19. Jahrhundert entstandenen neuen Stadtzentrum am rechten Vardar-Ufer verbindet, von den weiteren Neubauten getrennt: Hier im Bild das Gebäude, das schon bald das mazedonische Nationalarchiv, das Archäologische Museum und ...

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... das Verfassungsgericht beherbergen soll.

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Sogar eine eigene Brücke über den Vardar wird dafür gebaut.

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Sogar ein Triumphbogen wird unweit des Macedonia Sqare errichtet.

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In der ganzen Innenstadt werden Bronzeskulpturen aufgestellt, die mazedonische "Helden" - im Bild Goce Delcev und Dame Gruev, zwei Revolutionsführer gegen die ottomanische Herrschaft - ehren sollen.

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Das größte Monument, das mitten auf dem Macedonia Square aufgestellt wurde, sollte eigentlich Alexander dem Großen gewidmet sein, den die Mazedonier als ihren Landsmann reklamieren. Weil man die Griechen damit aber nicht länger verärgern will, ...

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...wird die Statue nun auch von Vertretern der Regierungspartei meist nur noch als "antiker Krieger auf einem Pferd" bezeichnet. Die nationalistische Partei mit der rekordverdächtigen Abkürzung VMRO-DPMNE (übersetzt "Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation - Demokratische Partei für Mazedonische Nationale Einheit") regiert das Land seit 2006.

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Der charakteristischen weißen "Makedonska Opera i Balet" geht durch die Neubauten ...

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... der Zugang zum Flussufer verloren. Links im Bild das Gebäude, das Staatsanwaltschaft und Finanzpolizei beherbergen soll, rechts das neue Außenministerium.

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Anita Bavdaz, stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mazedonien, kann von ihrem Büro aus den Bauarbeiten ...

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... am Macedonia Square zusehen. (Hier im Bild allerdings eine Aufnahme aus dem Hotel des Reporters.)

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Architekturprofessor Kokan Grcev nennt "Skopje 2014" den "größten Fehler der Weltgeschichte".

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Das Parlamentsgebäude (Bild) wird noch gläserne Kuppeln bekommen. Der Stahlbeton-Sockel für eine Statue ist ebenfalls bereits errichtet, wer dort in Bronze geehrt werden soll, ist noch nicht bekannt.

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Peter Roth, Chef der Soravia Group in Mazedonien, hat vom ...

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... Dach des elfstöckigen Soravia Centers ebenfalls ...

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... einen phantastischen Blick auf die ganze Stadt. Links im Hintergrund, am Fuß des Vodno, ...

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... baut die Soravia Group eine Luxus-Wohnanlage.

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Der Flughafen von Skopje wird von der türkischen TAV betrieben. Diese investierte 100 Millionen Euro in ein neues Terminal mit 40.000 Quadratmetern Nutzfläche, das am Dienstag offiziell eröffnet wurde.

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Kein Eisenbahn-Anschluss, keine Bushaltestelle: Wer am "Alexander the Great Airport" in Skopje landet, bekommt Einzelunterricht über eine besondere Absurdität der "Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien", wie sich das Land wegen des weiterhin ungelösten Namensstreits mit Griechenland nennen muss. Nur Dutzende Taxis und deren Fahrer warten nämlich in der gleißenden Hitze auf Kundschaft, die sie für den Einheitspreis von 20 Euro gerne ins Zentrum bringen - nicht umgerechnet, sondern tatsächlich bevorzugt in der europäischen Gemeinschaftswährung. Will der Fahrgast, im "City Centar" angekommen, in mazedonischen Denar zahlen, geht das natürlich auch. Sogar die Wahlmöglichkeit, in welcher Währung allfälliges Wechselgeld ausbezahlt werden soll, ist im Fahrpreis inkludiert.

Gigantomanie

Ebenso wie die Gelegenheit, auf der Fahrt ins Zentrum einen ersten Eindruck von der Gigantomanie zu erhaschen, der sich die Regierenden hingeben. "Skopje 2014" nennt sich das Mega-Bauprogramm, das dem jungen souveränen Staat eine Identität geben und Arbeitsplätze schaffen soll. Mehr als ein Dutzend Neubauten gehören dazu, außerdem zahlreiche Renovierungen sowie unzählige Statuen, die in der ganzen Innenstadt aufgestellt wurden.

Gesamtkosten unbekannt

Wieviel die "alten" Neubauten kosten, weiß kaum jemand. Intransparente Kosten- und Vergabestrukturen werden von Kritikern ebenso ins Treffen geführt wie die Tatsache, dass das Verfassungsgericht im Vorjahr die Bauarbeiten eigentlich stoppen lassen wollte. Die Regierung setzte sich aber darüber hinweg und ließ weiterbauen.

Gesamtkosten von 200 Millionen Euro geistern immer wieder durch die Medien, allein die riesige Statue am Macedonia Square, die ursprünglich Alexander den Großen darstellen sollte, nun aber nur noch schlicht als "antiker Krieger auf einem Pferd" bezeichnet wird, soll zwischen fünf und zehn Millionen Euro gekostet haben. Beim Besuch von derStandard.at vor zwei Wochen wurde das ausgeklügelte Springbrunnen-System unterhalb des Podests bereits getestet. Heute, am 8. September, dem mazedonischen Nationalfeiertag, soll die Statue im Zuge eines großen Volksfestes eingeweiht werden.

Austro-Konzerne mischen mit

Anita Bavdaz kann sich das alles von ihrem Büro aus ansehen. Die stellvertretende Wirtschaftsdelegierte in Skopje hat von ihrem Schreibtisch aus einen fantastischen Blick auf den Macedonia Square, die 22 Meter hohe Statue und die alte Steinbrücke in die albanische Altstadt, das Wahrzeichen Skopjes. Sie kann dem gigantischen Bauvorhaben durchaus positive Seiten abringen. "Die Bauprojekte schaffen Arbeitsplätze, und die Stadt benötigt dringend neue Verwaltungsobjekte." Immer noch sei nämlich ein großer Teil der Verwaltung in Baracken angesiedelt, die nach dem Erdbeben von 1963 mehr oder weniger provisorisch aufgestellt wurden. "Dass man die Administration jetzt einmal in ordentlichen Gebäuden unterbringt, das hat schon seinen Sinn", so Bavdaz. Die Stadt bekommt nun etwa am linken Flussufer ein neues Rathaus. Auch diese Baustelle ist von ihrem Büro aus zu sehen.

Prominent vertreten ist die Wirtschaftskammer Österreich hier also mit ihrem AußenwirtschaftsCenter, und ebenso an vorderer Front mischen österreichische Firmen kräftig mit an der Gigantomanie: Der Baukonzern Strabag hat über sein lokales Büro in Skopje, das 2007 gegründet wurde, den Wettbewerb um den Innenausbau des neu errichteten Alten Theaters mit 700 Sitzplätzen gewonnen. Der Wert des Auftrags beträgt rund neun Millionen Euro, ist aus dem Unternehmen zu erfahren. Dafür entstehen hier unter anderem blattgoldverzierte Decken und Wandprofile im Barockstil. Die Arbeiten sollen nach 14 Monaten Bauzeit Ende Mai 2012 abgeschlossen sein.

Der Baukonzern Alpine wiederum errichtet die neue Philharmonie gleich neben dem charakteristischen weißen Opernhaus Skopjes. Und zwar nur den Rohbau, der schon fast fertig ist; der Innenausbau wird erst ausgeschrieben. Im Rahmen der "Skopje 2014"-Projekte wird die Alpine außerdem noch ein Verwaltungsgebäude für die Wasserbehörde von Skopje bauen. Informationen zu den Auftragswerten sind vom Unternehmen nicht zu bekommen.

Masterplan remastered

Eigentlich sollte Skopje schon seit den 60er-Jahren eine repräsentable Philharmonie besitzen. Nach dem großen Erdbeben von 1963, das weite Teile der damaligen jugoslawischen Provinzhauptstadt zerstörte, gab es eine internationale Kraftanstrengung unter Federführung der UNO, um die Stadt wieder aufzubauen. 1965 schrieben die Vereinten Nationen einen Wettbewerb für einen Masterplan aus, den der japanische Architekt Kenzo Tange gewann. 77 Nationen halfen dann mit, Skopje nach den Ideen Tanges wiedererstehen zu lassen, die Stadt im blockfreien Jugoslawien wurde mitten in der heißesten Phase des Kalten Kriegs zur "Stadt der Solidarität" erklärt.

Slowenische Architekten gewannen damals den jugoslawienweiten Wettbewerb zur Errichtung eines neuen Opernhauses. Links und rechts daneben sollten eine Philharmonie und ein Kino-Zentrum gebaut werden, ein richtiges kulturelles Zentrum entstehen. Doch die Oper war das einzige, was realisiert wurde.

Nun soll das zeitgenössische Gebäude doch noch Nachbarn bekommen. Gleich neben der "Makedonska Opera i Balet" entsteht die Philharmonie, und davor, zwischen der Oper und dem Vardar-Ufer, sind bereits die neuen "alten" Gebäude der Finanzpolizei und des Außenministeriums im Rohbau fertig - allesamt im neoklassischen Stil gehalten.

"Keiner weiß, warum"

"Das zeitgenössische Opernhaus wird also von historisierten Bauwerken umstellt. Und keiner weiß, warum", schüttelt Kokan Grcev den Kopf. Er ist Architekt und Architekturhistoriker und war Präsident der Architektenvereinigung Mazedoniens, vor vier Jahren, als die ersten Pläne bekannt wurden. Jetzt lehrt er an einer Privatuniversität mazedonische Architekturgeschichte des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Uni, das "American College", befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums, am Richtung Südosten aus der Stadt hinaus führenden "Boulevard der 3. Mazedonischen Brigade". Skopje wirkt hier ein bisschen wie Los Angeles: Kaum Fußgänger auf den Straßen, wenig einladende Autowerkstätten in Hinterhöfen; direkt neben der Privatuniversität dann aber ein hypermoderner Supermarkt der mazedonischen Kette Tinex.

Das Konzept der Oper sei damals gewesen, dass sie sich "zum Fluss hin öffnet, in sowas wie einer invertierten Tradition des Amphitheaters", mit der Stadt im Hintergrund als "Szenenbild", erklärt Grcev in der Cafeteria des Colleges. Nun werde alles mit "Filmkulissen", mit "No-Name-Architektur" vollgestellt, klagt Grcev, und wünscht sich "eine riesige Flutwelle, die das alles nach Griechenland spült". Dort würde das alles nämlich viel besser hinpassen. "Das Problem ist: Wir schaffen hier Diskontinuität in dem festen Glauben, dass wir mit der Tradition weitermachen. Nach 20 Jahren werden wir aber die richtigen Probleme bekommen, wenn wir den Beginn des neoklassischen Zeitalters in Mazedonien, das historische Realität ist, erklären sollen."

Die "echten" Gebäude aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert werden dann nämlich verfallen sein, "weil es nicht die Absicht gibt, diese zu erhalten. Auf der anderen Seite werden wir diese neuen Gebäude haben, die aussehen, als wären sie im 18. Jahrhundert gebaut worden. Was aber schlicht und ergreifend nicht stimmt."

"Niemand braucht das"

Wieviel das alles letztlich kosten wird, weiß auch Grcev nicht. Selbst er als Architekt habe nämlich keine Ahnung, "was es kostet, 20 dorische Säulen zu bauen. Ich brauche die nämlich nicht. Niemand braucht das." Die Architektur des 21. Jahrhunderts beschäftige sich nicht mehr mit Stilen, und die Welt habe heute ganz andere Sorgen, etwa Nachhaltigkeit. Da sei es kein natürlicher Prozess, in die Periode des Historismus zurückzugehen. "Wir bauen hier den größten Fehler der Weltgeschichte", räsoniert er.

Dass wenigstens der Tourismus davon profitieren könnte, glaubt er nicht. "Nein, diese Gebäude werden nämlich Verwaltungsgebäude sein. Nicht so wie in Las Vegas. Wenn man da hin kommt und sagt, man will in der Cheops-Pyramide schlafen, dann kann man das. Aber das hier ist nicht Vegas. Es ist kein Hotel. Es ist ein Theater, ein Regierungsgebäude, ein Museum. Kein Hotel."

Der größere Maßstab

Sein Kampf um "Skopje 2014" ist nun verloren, das ist Grcev bewusst. Jetzt will er, dass die Bauarbeiten so schnell wie möglich abgeschlossen werden. "Wenn wir nicht wollen, dass so etwas jemals wieder gebaut wird, müssen wir das hier zunächst in fertigem Zustand sehen. Als manifestes negatives Beispiel."

Grcev nennt die Projekte meist nur "gewaltig", und tatsächlich kommt man nicht umhin, fast noch monströsere Worte zu verwenden. Das "alte" Alte Theater aus den 1920er-Jahren, beim Erdbeben 1963 zerstört, soll nun beispielsweise im selben Stil und am selben Platz am Vardar-Ufer wieder gebaut werden - allerdings in weitaus größerem Maßstab als das Original. Es ist eine Art umgekehrtes Minimundus, das hier entsteht; ein Disneyland der abendländischen Baukunst.

Identity spending

Einer, der auch in größeren Maßstäben denkt und lebt, ist Peter Roth, Mazedonien-Geschäftsführer der Soravia Group. Er hat sein Büro im 9. Stock des "Soravia Centers" nahe des Vardar-Ufers, in dem auch andere österreichische Firmen ihre Zentralen haben. Auch das Soravia Center ist nur einen kurzen Spaziergang von der "Krieger-" vulgo "Alexander"-Statue entfernt, die kürzeste Strecke führt den Besucher dabei vom Macedonia Square durch das große GTC Shopping Center. Roth lebt seit fünf Jahren in Skopje und ist mittlerweile auch mit einer Mazedonierin verheiratet.

Mit Skopje 2014 haben er und sein Unternehmen ausnahmsweise nichts zu tun, aber auch Roth bringt - anders als Grcev - Verständnis für das Mammut-Projekt auf. "Mazedonien ist umgeben von Ländern, die die Integrität des Staates in der einen oder anderen Weise in Frage gestellt haben. Die Griechen erkennen den Namen nicht an, die Bulgaren haben Schwierigkeiten, die Sprache als eine eigenständige zu akzeptieren. Die Serben erkennen die örtliche Kirche nicht an, die Albaner träumen in Teilbereichen davon, dass sie einen Teil des Landes, das albanischsprachige Mazedonien, in ein Großalbanien eingliedern." Unter diesen Aspekten versuche man von Seiten der Regierung eben, das "deficit spending", also die staatlichen Investitionen, die in Krisenzeiten Arbeitsplätze bringen sollen, mit etwas zu kombinieren, was nationale Identität stiftet. "Ob das jetzt unseren mitteleuropäischen Geschmack trifft oder nicht, da kann man geteilter Meinung sein."

Und man könne natürlich auch fragen, ob es nicht vernünftiger wäre, Schulen oder Krankenhäuser zu bauen, bevor man Museen baut. Das Projekt sei aber im letzten Wahlkampf Gegenstand sehr massiver Auseinandersetzungen mit der Opposition gewesen, und die Regierung habe die Wahlen zum dritten Mal hintereinander eindeutig gewonnen. Roth sieht darin eine Bestätigung dafür, dass ein guter Teil der Bevölkerung dieses Projekt trotz der hohen Kosten begrüßt.

Ins "Grinzing von Skopje"

Roths Soravia Group baut gerade eine - wie er sie selbst nennt - "elitäre" Wohnhausanlage an den Hängen des Vodno, des Hausbergs der mazedonischen Hauptstädter, auf den seit kurzem auch eine von Strabag und Doppelmayr gefertigte Seilbahn hinaufführt. Diese weist sogar zwei VIP-Gondeln inklusive Kühlschränken auf, welche das Fahrvergnügen bei mehr als 40 Grad heißen Sommern doch entscheidend ausmachen können. Einsteigen lässt sich allerdings derzeit nur in der Mittelstation - am unteren Teilstück wird noch gebaut.

Roth nimmt den Gast aus Wien in seinem weißen Audi, der in der engen Tiefgarage gerade noch manövrierfähig ist, mit hinaus in das neu entstehende "Grinzing von Skopje". Hier werden die wahrscheinlich teuersten Wohnungen von ganz Mazedonien gebaut, die sich vom Stadtzentrum aber in weniger als zehn Minuten mit dem Auto erreichen lassen. Drei kleinere Gebäude mit 16 Wohneinheiten sind schon fast fertig, dahinter entstehen nochmals vier Objekte mit rund 60 Wohnungen. Die Einheiten in den ersten drei Gebäuden sind schon komplett verkauft, berichtet Roth, und auch die Vermarktung der weiteren Eigenheime läuft gut. Die Quadratmeterpreise von rund 1.500 Euro im Luxussegment wären für österreichische Verhältnisse ein wahres Schnäppchen; in Mazedonien, wo das monatliche Durchschnittseinkommen bei 330 Euro liegt, können sie nur von der betuchten Oberschicht gezahlt werden.

Und wie fast überall wächst der Anteil der Wohlhabenden auch hier. 20 Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens ist die soziale Kluft in der ehemaligen Teilrepublik so groß wie nie. "Es gibt sehr viele Leute, die sehr viel Geld haben."

Lage als "Key Factor"

Vier von fünf Soravia-Wohnungen werden von mazedonischen Staatsbürgern gekauft. "Unsere Klienten sind sehr gut situierte Leute, die viel Geld haben. Wir setzen hier auf die Lage als 'Key Factor', verbunden mit der Qualität und der Sicherheit, die ein internationaler Bauträger bietet", erklärt Roth seine Strategie.

Der mazedonische Wohnungsmarkt ist ein Eigentumsmarkt, in einer Mietwohnung wohnen hier die wenigsten. Nur ein paar lokale Investoren tummeln sich im Wohnbausektor, internationale Konkurrenz gibt es keine. "Da haben wir ein Alleinstellungsmerkmal."

Wenn Mazedonien erst einmal bei der EU ist, wird es wieder einen großen Schub an ausländischen Investitionen geben, davon ist er überzeugt. "Ein EU-Beitritt des Landes würde natürlich auch unseren Geschäftsinteressen sehr entgegenkommen." Noch wird aber alles - Stichwort Namensstreit - von den Griechen blockiert. 

"Die Türken hätten jedes Recht, so zu bauen"

Dabei war und ist Griechenland ein starker Investor und Handelspartner in Mazedonien, noch vor den Österreichern und den Türken. Letztere verstärken allerdings ihre Bemühungen in jüngster Zeit wieder, die beiden internationalen Flughäfen von Mazedonien, Skopje und Ohrid, werden etwa erst seit dem Vorjahr vom türkischen Unternehmen TAV betrieben.

Am Flughafen von Skopje, wo der Reporter aus Österreich auch in Sachen Heimreise nur per Taxi hingelangt, wurde am vergangenen Dienstag übrigens ebenfalls ein neues Gebäude eröffnet. Es ist ein schmucker, moderner Glasbau, den die Türken hier hinstellten - und kein historisiertes Etwas wie im Stadtinneren. Auch wenn Architekturprofessor Grcev, vehementester Kritiker der "Skopje 2014"-Projekte, sich genau hier, am türkisch betriebenen Flughafen, einen Protz-Bau im ottomanischen Stil durchaus sogar gewünscht hätte: "Die Türken haben die Tradition des ottomanisch-klassischen Stils. Die hätten also jedes Recht, das so zu machen. Aber wir haben das nicht." (Martin Putschögl aus Skopje, derStandard.at, 8.9.2011)