Aus der geplanten Ö NORM "Gendering in der schriftlichen Kommunikation", die bei "Austrian Standards Institute" (vormals Österreichisches Normierungsinstitut) geplant war, wird nichts. In einer Sitzung Ende August wurde beschlossen, die Arbeiten am Projekt einzustellen, erklärte der zuständige Komitee-Manager Walter Fuchs gegenüber dieStandard.at.

Massive Proteste

Gründe für die Einstellung des Projekts seien die nicht ausreichenden personellen Ressourcen in der Arbeitsgruppe des zuständigen Komitees 045 "Büroorganisation und schriftliche Kommunikation" gewesen. Verschwiegen wird nicht: Es gab auch massive Proteste und Stellungnahmen von Institutionen und Verbänden gegen das Vorhaben, darunter aus dem Bundeskanzleramt, dem Österreichischen Verband für Angewandte Linguistik (verbal) sowie der Wirtschaftskammer.

Inhaltliche Ausrichtung fraglich

Deren Kritik bezog sich hauptsächlich auf den Umstand, dass das Institut eine Normierung zum Thema geschlechtergerechter Sprache plane, ohne anerkannte ExpertInnen in diesem Bereich in die Konzeption miteinzubeziehen. ExpertInnen äußerten Sorge über die inhaltliche Ausrichtung dieser Ö NORM, die - obwohl einer privatwirtschaftlichen Institution entsprungen - eine gewisse Autorität für sich beanspruchen könnte. Darüber hinaus wurde die Zuständigkeit des Instituts in dieser Materie in Frage gestellt.

Laut Fuchs hatte das Projekt, zu dem die ExpertInnen des Komitees den Anstoß gegeben hatten, den Anspruch, Unternehmen und Organisationen praktische Hilfestellung bei der Umsetzung einer gendergerechten Gestaltung von Texten zu geben. Absicht sei es primär gewesen, "Klarheit zu schaffen und Orientierung zu geben". Die zahlreichen Leitfäden zum Thema geschlechtergerechte Sprache, die bereits publiziert wurden, erfüllten diese Ansprüche für das Komitee offensichtlich nicht. Dabei war wohl vor allem das Binnen-I der Arbeitsgruppe ein Dorn im Auge, soviel kann aufgrund einer dieStandard.at vorliegenden Stellungnahme aus dem Haus festgehalten werden.

Hintergrund Sprachregelungen

Wie im 2010 aktualisierten "Leitfaden für geschlechtergerechtes Formulieren" des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur nachzulesen ist, entspricht das Binnen-I zwar streng genommen nicht den Rechtschreibregeln, ist jedoch "unübersehbare sprachliche Realität" geworden. Eine Verwendung des Binnen-Is wie auch diverser Alternativen wird darin ausdrücklich empfohlen. Vom Zwang zum Binnen-I kann allerdings nicht die Rede sein. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine geschlechtergerechte Anrede lediglich in Ausschreibungen für Stellenangebote. (freu, dieStandard.at, 12.9.2011)