Klanginstallation von Via Lewandowsky in der Galerie Charim: "Oh tu nove verde".

Foto: Galerie Charim

Wien - Witzige Arbeiten hat Via Lewandowsky offenbar schon immer gemacht: Aus einer mit Suppe gefüllten Schüssel ragen die Bügel einer Brille heraus - das Ganze heißt Huch und ist aus dem Jahr 1995. In seiner aktuellen Ausstellung sind nun die "Hekéms" an der Reihe.

Aus 24 Lautsprechern, die im Hauptraum der Galerie Charim aufgestellt sind, hört man die unterschiedlichsten Geräusche des Räusperns. Alle diese sowohl peinlich berührten als auch peinlich berührenden Japser gelten ganz offensichtlich dem Kunstwerk, das in der Mitte der Lautsprecher steht: Auf einem Sockel sieht man ein verbogenes Drahtgestell, an dem - sehr wackelig und fragil - eine ebenfalls aus Draht gefertigte kleine grüne "Neune" hängt.

Fast automatisch denkt man an jene Bilder der Werbung, in denen moderne Kunst karikiert wird. Kunst, die bei manchen Betrachtern nicht nur Erstaunen, sondern auch Laute des Missfallens auslöst. Lewandowsky hält diese Reaktion in Form von Räusper-Geräuschen fest und verdichtet sie zu der Klanginstallation Oh tu nove verde (einer stümperhaften Übersetzung von "Ach du grüne Neune"), die anstelle der Kunst die Skurrilität der Kunstbetrachtung ausstellt.

Während ihm die Zahl "9" dabei nur als Aufhänger dient, hat er die Zahl "42" in eine umfassendere Story verstrickt: In Tiffany-Glas gefertigt und der Form nach an digitale Zahlen erinnernd, ist allerdings auch diese Arbeit ohne den wissenden Betrachter verloren.

Zumindest wird das Verständnis vertieft, wenn man Douglas Adams' Per Anhalter durch die Galaxis ein paar Mal gelesen oder den Film gesehen hat. Darin spuckt ein Computer nach Millionen Jahren des Rechnens die Zahl "42" als Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens aus. In Fan-Kreisen ist "42" zur Kultzahl avanciert. Eine vom Künstler also sehr eng definierte Zielgruppe, denn nur diese kann das Werk mit Bedeutung aufladen.

Neben Humor dürfte dem Künstler aber auch Selbstironie nicht ganz fremd sein. Denn die Frage nach der Ernsthaftigkeit drängt sich auch an anderer Stelle auf: In einer mittelalterlichen Geheimschrift geschrieben, setzt das "Okay" zunächst noch Assoziationen in Gang. Angesichts der visuell nicht unbedingt fesselnden Bilder, die mithilfe eines Plattenspielers auf eine Projektion übertragen werden, überlegt man sich aber doch, wie sich der "wahre" Kunstkenner beim Betrachten wohl richtig verhält. (Christa Benzer/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2011)