Der Königsberg in den Ybbstaler Alpen.

Foto: Haneburger/wikipedia.org

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Gesamtgehzeit 4¾ Stunden, Höhendifferenz rund 600 Meter. Siebenhütten (Juni bis September geöffnet, Donnerstag Ruhetag); Kitzhütte (Ende Mai bis Oktober geöffnet). ÖK25V Blatt 4209-Ost (Hochkar), Maßstab 1:25.000; Wanderkarte Göstling an der Ybbs, Maßstab 1:30.000

Grafik: DER STANDARD

Mit der Bezeichnung Panoramaweg treiben die Fremdenverkehrswerber häufig Schindluder; wenn ihnen nichts Besseres einfällt, dann titulieren sie so jede Route. Andererseits gibt es Wege, die hauptsächlich über freie Höhen verlaufen und von einem Aussichtsplatz zum anderen führen, jedoch "titellos" bleiben.

Dazu gehört die Überschreitung des Königsbergs, des westlichen Ausläufers der Erhebungen um Göstling an der Ybbs. Sobald der Wanderer bei der Jausenstation Siebenhütten die ausgedehnte Almregion erreicht hat, bieten sich ihm Rundblicke, welche die Tour zu einem eindrucksvollen Erlebnis machen. Auf dem Hinweg hat man immer die mächtige und romantisch-bizarre Stumpfmauer sowie den Gamsstein vor Augen, beim Rückweg marschiert man direkt auf den Dürrenstein zu, der seine gegen die letzten Urwälder Österreichs abbrechenden Felswände zeigt.

Auch wenn man den höchsten Punkt des Berges, den bewaldeten Schwarzkogel, nicht betritt, mindert das nicht im Geringsten den Reiz, denn immer wieder zeigen sich viele Gipfel des Gesäuses, zum Teil auch des Toten Gebirges, man überblickt fast den gesamten Kalkstock des Hochschwabs und natürlich auch das benachbarte Hochkar. Als nicht weniger imposant erweist sich der Blick vom Planstein und der Turnhöhe in das idyllische Ybbstal. Zum Panorama gehören auch Teile des südlichen Waldviertels und die Wallfahrtskirche Maria Taferl über dem Donautal.

Erstaunlicherweise finden die Vorzüge des langgestreckten Höhenrückens in der alpinen Literatur nur geringe Beachtung; lediglich Eugen Brietze stellte 1905 in seinem Band Nordwestliche Voralpen Niederösterreichs fest, die Aussicht vom Schwarzkogel sei nach der vom Göller die schönste im Lande. Wahrscheinlich entstand diese "Missachtung", weil früher eine Überschreitung von Göstling nach Hollenstein mit einem langen, eher eintönigen Anstieg aus dem Tal bis zum Ebnerbrand und einem ebenso unspektakulären Abstieg von der Kitzhütte zur Ybbs verbunden war, was viele Wanderer abschreckte. Da nun als Ausgangspunkt der schon über 900 Meter hoch liegende Parkplatz Ebnerbrand dient, reduziert sich die Wanderung auf den schönsten und interessantesten Abschnitt und bereitet zudem wesentlich weniger Mühen.

Die Route über den Königsberg, die vorwiegend auf Güterwegen verläuft, ist tadellos beschildert und markiert, sie weist auch keine Schwierigkeiten auf. Nur lässt sie sich bei Schlechtwetter kaum abbrechen.

Die Route: Vom Parkplatz Ebnerbrand oberhalb des Gehöftes Kurzeck folgt man der roten Markierung auf einem Güterweg und wendet sich bald nach der ersten Kehre nach rechts in den Wald. Steil geht es wieder zum Güterweg und zur Jausenstation Siebenhütten. Gehzeit eine halbe Stunde. Auf einem Kamm erreicht man in wenigen Minuten den Planstein und quert dann zurück zum Güterweg, dem man zur Schlageralm und zum Jagdhaus Vierhütten folgt. Nun hält man sich rechts auf den Kammweg und gelangt in leichtem Anstieg zur Turnhöhe, von der es etwas steiler hinab zur Kitzhütte geht. Gehzeit ab Siebenhütten zwei Stunden.

Auf dem ebenfalls rot markierten Forstweg kehrt man in leichtem Anstieg über die Daucheralm zum Jagdhaus Vierhütten zurück und kehrt auf der Anstiegsroute - diesmal den Planstein auslassend - über Siebenhütten zum Parkplatz Ebnerbrand zurück. Gehzeit ab Kitzhütte 2¼ Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/17.09.2011)