Foto: Remus
Foto: Remus
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Ein älterer, meist tiefer gelegter Golf GTI, aus seinem Bauch höllisch pumpende Bässe, vielleicht ein Fuchsschwanzerl an der Antenne und ein Mordskleber mit dem Motiv eines Wolfskopfes. Heckscheiben von, sagen wir einmal, etwas auffälligeren Verkehrsteilnehmern gehören zum beliebtesten Aufenthaltsort des Logos von Remus, dem Weltmarktführer bei Sportauspuffanlagen aus dem steirischen Bärnbach.

Freilich gibt es den Wolfsschädel auch auf jeder besseren Motorsportveranstaltung zu sehen, am A-1 Ring ist eine ganze Kurve nach ihm benannt. Damit der Remus-Wolf künftig auch von Uhrzeigern umgeben in noch viel mehr Kurven zu finden ist, lancierte man auf der Basler Uhrenmesse unter dem Motto "First in Seconds" die erste Uhrenkollektion.

Für das Design der sieben Uhren-Linien, die es insgesamt auf über 50 Stücke bringen, wurde der vor allem für seine Arbeiten für den Büromöbelhersteller Bene bekannte Designer Kai Stania engagiert. Seinen Job, eine ganze Menge Formen in die Serie der Remus-Uhren zu bringen, empfand der Gestalter als große Herausforderung, "schließlich ging es darum, eine neue Marke zu kreieren, und das in drei Monaten. Die Uhrenkollektion von Remus soll kein Beiwerk zu den Auspuffanlagen im Sinne von Accessoires sein, sie soll als eigenständiges Label ihren Platz am schwierigen Uhrenmarkt finden", so Stania über die Hintergründe des Projekts.

In Anbetracht der breiten Kollektion, die Stücke kosten übrigens zwischen 250 und 1000 Euro, meint der Desig- ner weiter, "es sollte halt für jeden etwas dabei sein". Gestalterisch betrachtet war es Stania wichtig, sich mit Imagefragen des Unternehmens auseinander zu setzen. Sportlichkeit, elegante Linien, Elemente aus dem Motorsport wie die Stoßdämpfer bei den Modellen "Le Mans" oder die gestalterische Anlehnung an Motorhauben bei den Uhren namens "Hockenheim" schienen ihm für das Projekt passend. Aber auch die Auspuffformen bzw. deren runde, eckige, ovale und blank polierte Endrohrstücke finden sich formal in der Kollektion wieder.

Was das eingangs erwähnte Erscheinungsbild von Remus betrifft, sieht Stania kein Problem. Die Firma verkaufe 800.000 Auspuffanlangen pro Jahr. 50 Prozent gehen in die gehobene Autoindustrie, die andere Hälfte dröhnt ihren tatsächlich designten Sound in der Tuningwelt Motorsportbegeisterter. "Schließlich geben die Leute sogar Geld für die Kleber auf ihren Heckscheiben aus, was auch in Sachen Uhren eine gute Voraussetzung für eine gewisse Mindestverkaufsstückzahl zu sein scheint", so Stania, der sich mit dem einprägsamen Logo des Wolfskopfes schnell anfreundete. Und ein bisschen Rauch in der etwas konservativ angehauchten Uhrenbranche kann ja auch nicht schaden. Warum man aufgrund der betonten Eigenständigkeit der Uhrenserie in Sachen Namensgebung nicht auf Romulus umschwenkte, fragt sich auch Stania. Vielleicht hat das ja mit den Klebern auf den durch die Straßen fegenden Werbeträgern zu tun. (DER STANDARD/rondo/Michael Hausenblas/30/05/03)