Athen/Wien - Probleme der Globalisierung und die Präsenz von Frauenthemen in den Medien standen neben neuen Technologien im Zentrum eines internationalen Medienseminars, das diese Woche in Athen stattfand. Dabei wurde zum Ausdruck gebracht, dass die von der UNO propagierte Geschlechtergleichheit (gender equality) oft nur Symbolwert hat. Eine Studie im EU-Raum wiederum zeigt auf, dass "weiche", eher Frauen zugeordnete, Fragen in den politischen "hard core"-Themen oft keinen Platz finden.

Nur 17 Prozent Frauenthemen

Aus einer Studie über die Auswirkung der EU-Erweiterung auf Frauenthemen in den Medien der Neumitglieder zitierte Katharina Sarikakis von der Universität Coventry. Ein weltweites Medien-Monitoring zeige, dass sich nur 17 Prozent der Nachrichten mit Frauen befassen, wobei als Themen "soft news" und Unterhaltung überwiegen. In der EU müssen immerhin die politischen Maßnahmen vom "Gender-Standpunkt" überprüft werden. Fest steht, dass Privatisierung und Konkurrenz die Frauen im früheren Ostblock verwundbarer gemacht haben, so Sarikakis.

Frauenrechte noch "a work in progress"

Mark D. Alleyne vom Zentrum für Afro-Amerikanische Studien der University of California nahm sich UNO-Dokumente zum Thema Geschlechtergleichheit kritisch vor, wie er es auch in seinem Buch "Global Lies? Propaganda, the UN and World Order" tut. Seit 1975 setze sich die UNO mit "gender issues" auseinander. Freilich, Frauenrechte seien in der UNO weitgehend "a work in progress" geblieben. Die Bedeutung der NGOs sei gestiegen, meinte Alleyne, und der UNO-Informationsdienst bemühe sich, diese unter Kontrolle zu halten.

Weg vom Mainstream

Wie sich spezialisierte Medien in der Globalisierung behaupten können, schilderte Ann M. Augherton vom "Catholic Herald" aus Virginia/USA. Eine lokale oder regionale Wochenzeitung (gilt auch für TV) müsse Zusätzliches, für die Gemeinschaft Relevantes bieten, um die von Mainstream-Themen gesättigten LeserInnen bei der Stange zu halten. Das kann heißen mehr Tiefgang oder auch neue Aspekte eines Großthemas, etwa bei Sars oder beim Irak-Krieg. "Wir erzählen jene Geschichte, die auf der Titelseite keinen Platz findet", d.h. oft unsensationelle Alltags-Stories und persönliche Schicksale, so Augherton.

Jährliches Seminar gefordert

Das Medienseminar des Athener Instituts für Bildung und Forschung (ATINER) wurde heuer, im Rahmen der griechischen EU-Präsidentschaft, erstmals veranstaltet. Künftig solle es alljährlich stattfinden, wünscht sich Direktor Gregory Papanikos. Das ATINER wurde 1995 von einer Gruppe griechischer Universitätsprofessoren, die im Ausland lehren, gegründet. Es führt Studenten-Austauschprogramme und Forschungsprojekte durch. (APA)