Das kleinste und günstigste Coupé von Mercedes ist zugleich das schnörkelloseste.

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Innen zeichnet sich ein neuer Trend ab: helle Leisten und Leder gegen dunklen Hintergrund.

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"Wir haben hier (in Deutschland) einen Explosionsmotor konstruiert. Sobald er einwandfrei gebrauchsfertig ist, brauchen wir keine Pferde mehr vor dem Wagen." Berichtete Anfang 1888 Georg Hauptmann seinem Bruder, dem späteren Literaturnobelpreisträger Gerhart aus Hamburg nach Zürich in die Schweiz. Die Hauptmänner und überhaupt die wache Öffentlichkeit hatten also schon Wind bekommen von der Sache, die 1886 mit Carl Benzens Patent-Motorwagen Nummer 1 quasi ihren Urknall erfuhr, vor 125 Jahren, das neueste Forschungsfahrzeug von Mercedes, F 125!, erinnert an dieses denkwürdige Datum.

Dafür, dass besagter Explosionsmotor nach heutigen Kriterien einwandfrei gebrauchsfertig werkt, ist bei Mercedes der österreichische Motorenentwicklungschef Leopold Mikulic zuständig. Mit dem 250 CDI hat er schon wieder so ein feines (Downsizing-) Aggregat kreiert. 204 PS, enorme 500 Nm, im Testwagenfall kombiniert mit der bewährten Sieben-Gang-Wandlerautomatik. Tolle Maschine, kraftvoll, stets Reserven im Überfluss, dabei so genügsam, wie man es heute von einem Premiumhersteller fordern kann, ja: muss.

Abgestimmt ist das C-Coupé dank Sportfahrwerk gleich einmal deutlich straffer als Limousine und Kombi, damit klar ist: Das ist der Sportler unter den Cs. Diese erfreulich kernige Auslegung macht aus dem Ding eine echte Fahrspaßmaschine. Leichtfüßig zirkelt sie um die Kurven, wie sonst nur BMWs 3er Coupé, mit dem auch gleich der wichtigste Gegner genannt wäre.

Im hausinternen Vergleich bleibt festzuhalten: Ist das E-Klasse-Coupé der Klassiker, dann wäre das C-Coupé der Sturm-und-Drang-Typ, dabei im Design wunderbar unangeberisch und schnörkellos. Konzipiert eindeutig für Menschen weit diesseits des Pensionsalters. Lässt sich - wem der 250 CDI nicht reicht - bis ins Schwindelerregende steigern, bis zur AMG-Version mit 457 PS.

Das Testwagen-Interieur wirkte, wie von der C-Klasse gewohnt, sauber, elegant, hochwertig. Ja, und dabei schien es fast, als würde Mercedes Rilke zitieren: "Und dann und wann ein weißer Elefant", wegen dieses koloristischen Tupfens Elfenbein. Wenn wir das recht interpretieren, sollen diese elfenbeinweißen - "Klavierlack porzellan" sagt der Hersteller dazu - Blenden (sowie das gleichfarbige Leder im unteren Teil des Lenkradkranzes) Jugendlichkeit signalisieren, siehe Pensionsalter oben.

BMW versucht in der Neuauflage des 1ers gerade was ganz Ähnliches. Das gefällt einem oder aber nicht. Ansonsten bei Sitzen und Türen dunkles Leder mit wiederum weißen Nähten, da wirkt die Hell-Dunkel-Kombi allerdings unzweifelhaft geschmackssicher.

Hinten sitzen? Ja, durchaus. Wie in Schale. Mit ausreichend Knieraum und weniger ausreichend Kopffreiheit, Coupé halt. Eine Mittelarmlehne könnte die Bequemlichkeit noch steigern.

Übrigens, wie in jeder zuletzt getesteten C-Klasse: Bei maximalem Lenkeinschlag, beim Ein- oder Ausparken etwa, klingt's, als würden die Reifen schleifen in den Radkästen. Klingt damit nach beengten Platzverhältnissen.

So. Und damit melden wir uns ab. Bevor der Herbst die Bäume ent- und ein solches Gaudium nicht mehr erlaubt: zurück ins C-Coupé. Automatik auf Sport, auf geht's. Ganz ohne Pferde vor dem Wagen. Der Hauptmann Schurli hat bekanntlich recht behalten. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/23.09.2011)