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Witze über die Frauenheilkunde gibt es ja genug, doch was sich die "Spanische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe" ("Sociedad Española de Ginecología y Obstetricia") mit ihren Comics einfallen hat lassen hat, sprengt tatsächlich alle Grenzen des guten Geschmacks. In der Verbandszeitschrift ist jeden Monat ein Comic aus der Feder eines Gynäkologen abgebildet, der klassische Berufsszenen der Gynäkologen (Ärztinnen sind keine zu sehen) aufs Korn nimmt: z.B. eine Frau, die auf einer riesigen Gebärmutter vor ihrem Arzt sitzt und er rät ihr, dass hier wohl eine OP fällig sei (siehe links). Oder: Ein Arzt zieht mit einer Saugglocke einen Greis zwischen den Beinen der Frau hervor: "Hier handelt es sich wohl um einen weiteren Fall von Spätschwangerschaften". Haha?

Feministischer Protest

Die frauenfeindlichen Cartoons in einer Fachzeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe haben nun spanische Aktivistinnen auf den Plan gerufen. Mit der Forderung, die monatlichen Cartoons einzustellen und für mehr Bewusstsein in den eigenen Reihen zu sorgen, hat sich vergangene Woche die spanische Frauengesundheitsorganisation "El Parto es Nuestro" (dt. "Die Geburt gehört uns") an die Öffentlichkeit gewandt.

In der Aussendung heißt es: "Wir und viele andere denken, dass diese Zeichnungen nicht nur eine Beleidigung für Frauen, ihre Familien und Geburt im Allgemeinen ist, sondern auch für GeburtshelferInnen auf der ganzen Welt." An dem Protest haben sich inzwischen zahlreiche spanische Organisationen und auch der Patientenanwalt in Madrid angeschlossen. Das Fraueninstitut im spanischen Gesundheitsministerium fordert eine Stellungnahme vom Verband.

"Nicht so ernst nehmen"

Dieser ist sich in des über den Ernst der Lage noch nicht so bewusst. In einem Radiointerview meinte der Präsident der Gesellschaft, Prof. José María Lailla, dass es sich bei den Cartoons um "jugendlichen Humor" handle und die Frauen diese Zeichnungen nicht zu ernst nehmen sollten.

Laut einem Bericht in der spanischen Zeitung "El Mundo" wird es allerdings noch in dieser Woche eine Versammlung geben, in der die Zeichnungen gemeinsam mit einem Anwalt analysiert werden sollen. Erst dann sei mit einer offiziellen Stellungnahme des Verbandes zu rechnen. (freu, dieStandard.at, 27.9.2011)