V.l.n.r.: Andreas Weiss (Aegis Media), Helmut Hanusch (Präsident der Mediaanalyse), Conny Absenger (Österreich), Moderator Walter Zinggl (Maxus), Alexander Geringer (Ahead Media), Manuela Hofbauer-Paganotta (Krone) und Michael Tillian (Regionalmedien Austria).

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"Wir halten die Mediaanalyse nicht für ein Spielgeld, sondern für eine Währung, die aber nicht so stark ist, wie sie sein sollte", sagt Alexander Geringer vom Ahead Media-Verlag bei den Medientagen. Geringer befindet sich - wie der STANDARD berichtete - mit seinen Blättern "Flair" und "Home" im Clinch mit der Mediaanalyse. Stein des Anstoßes: Er fühlt sich mit seinen Titeln bei den ausgewiesenen Leserzahlen unterrepräsentiert. Und fordert eine Reform: "Wir wollen den deutschen Standard und damit die größtmögliche Qualität". Hefte wie "Schöner Wohnen" kämen auf bis zu 17 Leser pro Exemplar( LPE). "Home", seinem eigenen Blatt, werden hingegen nur etwa zwei pro Ausgabe bescheinigt. Das könne nicht stimmen, kritisiert er Ungenauigkeiten in der Messung.

Leser pro Ausgabe

Für signifikante Leserverluste gebe es derzeit einfach keine schlüssige Erklärung, deswegen müsse die Mediaanalyse die Zahlen über die Leser pro Ausgabe veröffentlichen. "Man soll Leute, die unangenehmen Fragen stellen nicht einfach ausschließen."

Der Ausschlussgrund aus der Mediaanalyse sind allerdings nicht die unangenehmen Fragen, sondern die nicht gezahlten Beiträge.

Marktforschung ist Marktforschung

Und die werden im Falle von Ahead Media eingeklagt, sagt Helmut Hanusch, Präsident der Mediaanalyse. Die unterschiedlichen LPE-Zahlen kann auch er nicht erklären: "Verwunderlich." Eine Marktforschung sei eine Marktforschung. Und: "Wir messen auch Markenstärke und Markenbekanntheit." Die Daten der Auflagenkontrolle seien ohnehin bekannt. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, existierten schließlich Mediaagenturen: "Die können differenzieren." Für Hanusch ist die Mediaanalyse besser als das deutsche Pendant. "Wir sind genauer, wir kontrollieren genauer."

Conny Absenger von der Mediengruppe "Österreich" hält die Mediaanalyse für ein "methodisch richtiges Werk". Um die Daten für Österreich zu erheben, werden 16.000 Leute interviewt. Zum Vergleich: In den USA sind es beispielweise mit 24.000 Befragten nur um 8.000 mehr. Schwächen der Mediaanalyse ortet sie in der "Politik, die bei den Entscheidungen mitschwingt." Jede Verlagsgruppe versuche ihre Interessen zu optimieren. Das habe dazu geführt, dass "Österreich" drei Jahre auf die Aufnahme gewartet habe, kritisiert sie "verlagspolitisches Taktieren", das ihrer Meinung nach zu der Verzögerung geführt habe.

Vorstand ausgewogen

Helmut Hanusch kontert, dass sich der Vorstand ausgewogen zusammensetze. 13 Medien und 13 Mediaagenturen sind vertreten. Die Integration von Gratismedien - etwa von der Regioprint in Richtung Mediaanalyse - war eben ein längerer Prozess.

Hoffnung Media Server

Um auf die geänderten Rahmenbedingungen zu reagieren, wurde vor gut zwei Jahren das Projekt Media Server aus der Taufe gehoben. Mit dem Ziel, die Reichweiten der verschiedenen Mediengattungen abzubilden und damit besser vergleichbar zu machen. Integriert werden sollen etwa sowohl die Mediaanalyse als auch die Österreichische Webanalyse (ÖWA), die die Zahlen von Onlinemedien ausweist. Für Andreas Weiss von der Mediaagentur Aegis Media kann dieser Prozess nicht schnell genug gehen. "Leider gibt es bis jetzt noch immer kein Ergebnis und keinen brauchbaren Fragebogen." Deswegen würden die Mediaagenturen ihre eigenen Studien machen.

Ein Umstand, den Manuela Hofbauer-Paganotta kritisiert. Es sei nicht gut, wenn Agenturen ihr eigenes Süppchen kochen, statt an einem Strang zu ziehen - und die Mediaanalyse als Leitwährung zu akzeptieren. Beim Media Server werde die Mediaprint sicher nicht auf der Bremse stehen, versichert sie.

Fragebogen als Fragezeichen

Den Fuß von der Bremse nehmen will auch Helmut Hanusch: "Auch mir geht es zu langsam." Beim neuen Instrumentarium zum Reichweitenvergleich müssten die unterschiedlichen Interessen bedient werden. Und das sei schwierig. Die Statuten seien aber auf dem Weg und in zwei, drei Jahren könnte der Media Server bereits Realität sein, hofft er und nennt die Generierung von qualitativen Daten als Ziel. Über dem "Wie" schwebt allerdings noch ein Fragezeichen. "Man kann die Menschen schließlich nicht zwei Stunden lang befragen." Da sei auch eine Frage des Geldes.

"Frühestens in drei Jahren" rechnet Conny Absenger von "Österreich" mit der Installierung. Alles andere sei nicht realistisch. Bis dato gebe es noch keinen entwickelten Fragebogen und Konsens über die Aufteilung der Kosten. Alleine der Pilotversuch werde rund 400.000 Euro verschlingen. (om, derStandard.at)