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Wissenschafter von den Max F. Perutz Laboratories in Wien haben beim Bakterium Escherichia coli eine bisher unbekannte Stressreaktion entdeckt.

Foto: Hans R. Gelderblom/dapd

Grafische Darstellung des neu entdeckten Mechanismus.

Foto: I. Moll, MFPL

Wien - Bakterien reagieren auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen. Insbesondere jene, die andere Lebewesen infizieren, sind der Reaktion des Immunsystems ihres Wirts – Temperaturschwankungen, unterschiedliche pH-Werte oder Antibiotika – ausgesetzt. Um zu überleben, haben die Mikroorganismen entsprechende Anpassungsstrategien entwickelt. Wiener Molekularbiologen haben nun eine neue Überlebensstrategie der Mikroben entdeckt. Die Wissenschaftszeitschrift "Cell" berichtet darüber in ihrer neuen Ausgabe.

Die meisten Stressreaktionen beruhen darauf, dass bestimmte Gene ein- bzw. ausgeschaltet werden. Ein aktives Gen wird abgelesen, man nennt das Transkription, und es entsteht eine Vorlage für die Herstellung von Proteinen - die sogenannte "messenger RNA" (mRNA). Nach diesem Bauplan werden dann von den Ribosomen, den "Proteinfabriken" in der Zelle, die Proteine zusammengesetzt. Die Wissenschafter nennen diesen Vorgang Translation.

Feinjustierung

Die neue, von den Wissenschaftern der Max F. Perutz Laboratories in Wien entdeckte Strategie setzt genau bei dieser Translation an und "erlaubt den Bakterien eine Art Feinjustierung ihrer Stressantwort", erklärte Studienautorin Isabella Moll in einer Aussendung der Uni Wien. Am Bakterium Escherichia coli konnte sie zeigen, dass es zu einer gezielten Veränderung der Ribosomen kommt. Diese speziellen "Stress-Ribosomen" produzieren nur noch jene Proteine, die zur Stressantwort gebraucht werden.

Die Ergebnisse der in der Fachzeitschrift "Cell" veröffentlichten Arbeit könnten nach Meinung der Wissenschafter dazu beitragen, potenzielle Angriffspunkte zu identifizieren und in weiterer Folge neue Medikamente gegen krankheitserregende Bakterien zu entwickeln. (red/APA)