"25.000 Daten von Polizisten online" - "600.000 Daten der Tiroler Gebietskrankenkasse gestohlen" - "GIS-Homepage gekapert": Anonymous sorgt auch in Österreich immer wieder für Schlagzeilen. Unter diesem Namen werden weltweit von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen Aktionen durchgeführt, um auf Redefreiheit, die Unabhängigkeit des Internet und den unsensiblen Umgang mit Daten hinzuweisen bzw. gegen verschiedene Organisationen zu protestieren. Als gemeinsamen Zeichen des losen Netzwerkes gilt die Guy-Fawkes-Maske.

Verbot von Scientology

Hervorgegangen aus einer Spaßbewegung und dem 2003 gegründeten Internetforum 4Chan tritt Anonymous laut Wikipedia seit 2008 in Erscheinung. Aktionsmittel sind vor allem Demonstrationen und Hackerangriffe. Das lose Netzwerk beschränkte sich in seinen Forderungen anfangs hauptsächlich auf das Verbot von Scientology. Weil es aber keine klar umrissene Führung bei Anonymous gibt, wechseln auch die Ziele. Die Angehörigen der Gruppe verbinden sich ad hoc zu einzelnen "Operationen".

Im Dezember 2010 erlangte Anonymous weltweite Aufmerksamkeit mit ihrer "Operation Payback" - Attacken auf die Webseiten von Kreditunternehmen, die Konten der Enthüllungsplattform WikiLeaks gekündigt hatten. Anfang dieses Jahres unterstützte Anonymous die Aufstandsbewegungen in Ägypten und Syrien. Sicherheitsbehörden in den USA und Großbritannien waren unter anderem das Ziel der "Operation AntiSec", zu der sich Anonymous im Juni mit der Gruppe LulzSec zusammenschloss.

"V wie Vendetta"

Das Wahrzeichen von Anonymous sind Masken, die dem Porträt des britischen Königsgegners Guy Fawkes (1570 - 1606) nachempfunden sind. Die Masken wurden durch den Comic und Film "V wie Vendetta" bekannt. Ihre Aktionen stellt die Gruppe unter das Motto "We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!" ("Wir sind Anonymous. Wir sind viele. Wir verzeihen nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns!")

An Anonymous-Aktivisten heranzukommen, ist inzwischen sehr schwierig geworden. Die einschlägigen Chats sind längst sowohl den Behörden als auch Journalisten bekannt, die versuchen, die "Mitglieder" zu enttarnen. "Sie sind sehr vorsichtig geworden", sagte die Journalistin Sarah Kriesche, die in nächtelangen Recherchen in Chatrooms zumindest einen Teil der tragenden Personen ausfindig machen konnte, in einem APA-Gespräch. Neuankömmlinge werden dementsprechend abweisend behandelt. Aufgrund der absoluten Anonymität sei es auch unmöglich zu sagen, wie viele Österreicher in dem Kollektiv aktiv sind.

Twitter

Was es sehr wohl gibt, sind Sprachrohre auf Twitter, die die geplanten Aktionen ankündigen und beeinflussen - aber auch hier ist völlig unklar, wer sich hinter dem Account verbirgt. "Die Aktivisten bei Anonymous sind unter Tags ganz normale Schüler, Studenten und Berufstätige, die dann in der Nacht in den Chats unterwegs sind", sagte Kriesche. (APA)