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Joker or thief? Mit seiner New Yorker Gemäldeausstellung "The Asia Series" sorgt Bob Dylan, der am 8. November in Innsbruck auftritt, derzeit für Aufsehen nicht nur in Fan-Foren: Für etliche der Acryl-Bilder wurden mehr oder weniger bekannte Vorlagen ausgemacht.

Foto: EPA/ABIR SUTAN

New York - Dass sich die Songs von Bob Dylan aus unterschiedlichsten Quellen von Folk- und Blues-Songs über Film-Noir-Dialoge bis zu teils obskuren Literaturzitaten speisen, ist lange bekannt. "Love and Theft" hat Dylan, immer wieder mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert, eines seiner Alben betitelt. Anlässlich seiner jüngsten Gemäldeausstellung in der renommierten New Yorker Gagosian Gallery wird nun auch der Maler Dylan mit Kritik am Umgang mit seinen Quellen konfrontiert. So wurden für mehrere der insgesamt 18 unter dem Titel "The Asia Series" präsentierten Acryl-Gemälde offensichtliche Vorlagen ausfindig gemacht.

Gleich mehrere Beispiele wurden im Diskussionsforum der Dylan-Fansite "Expecting Rain" gepostet. Dort erklärt ein Fan namens Okinawa Soba, dass Dylan sechs von ihm als Flickr-Fotostream präsentierte historische Aufnahmen aus China und Japan, inklusive einer von ihm per Photoshop vorgenommenen Bildmanipulation, abgemalt hätte. In dem Fan-Forum wurde auch auf ein Foto von Fotografielegende Henri Cartier-Bresson hingewiesen, das zwei Männer, einer davon ein Eunuch am chinesischen Hof, zeigt und offenbar von Dylan als Vorlage benutzt wurde (zum Vergleich: Foto und Gemälde).

Auf ein weiteres Beispiel, ein 1950 von Dmitri Kessel aufgenommenes Foto von Schachspielern und Dylans entsprechendes Gemälde, verweist der britische Autor und Dylan-Experte Michael Gray in seinem Blog. Auch das sprichwörtliche Vorbild für Dylans in New York präsentiertes Gemälde "Opium", ein ca. 1915 von Leon Busy in Französisch-Indochina aufgenommenes Foto, wurde in einem Blog ausgemacht.

"Viusal Reflection"

Während es bislang keine Stellungnahme Dylans zu den Ursprüngen seiner Gemälde gibt, hat die Gagosian Gallery laut "Guardian" ihre Beschreibung der Ausstellung von "visual journey" auf "visual reflection" geändert. Die Schau, zu der auch ein Katalog samt Dylan-Interview erscheint, war ursprünglich als eine Art visuelles Protokoll von Dylans Reisen in Japan, China, Vietnam und Korea - Länder, in denen Dylan heuer zum Teil auf Konzerttournee zu Gast war - präsentiert.

Zwar war Dylans Tätigkeit als Maler durch die Gestaltung von Platten-Cover ("Music from Big Pink", "Self Portrait", "Planet Waves") bereits seit Ende der 60er Jahre einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Erst 2007 präsentierte die Rock-Ikone, die heuer im Mai ihren 70. Geburtstag feierte, auf Initiative der Kunstsammlungen Chemnitz erstmals Bilder im Rahmen einer Kunstausstellung. Im vergangenen Jahr zeigte das Statens Museum For Kunst in Kopenhagen den letzten Werkzyklus Dylans, "The Brazil Series", den der Musiker bei Reisen durch Brasilien skizziert haben soll und später als Acryl-Gemälde ausführte. (glicka, derStandard.at, 28. September 2011)