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Der Unternehmer René Benko träumt von einer Place Vendôme für Wien.

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Luxusshoppingcenter mit Luxusbüros: Schon bald soll die Tuchlauben den Vermietern am Graben und am Kohlmarkt Konkurrenz machen. Die Eröffnung der neuen "Meile" ist für 2012 geplant.

Foto: Signa Holding

René Benko, Chef der Signa Holding, krempelt die Wiener Innenstadt um. In der Tuchlauben soll eine neue Luxusmeile entstehen. Und schon bald, erfuhr Wojciech Czaja, könnte auch der Platz Am Hof anders aussehen.

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STANDARD: Sie sind mit dem Hubschrauber gekommen.

Benko: Ich habe heute einen dichten Tag. Ohne Hubschrauber hätte ich den Termin nicht wahrnehmen können.

STANDARD: In Wien bauen Sie gerade eine - wie Sie meinen - "Luxusmeile" mit rund 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Wie weit ist das Projekt vermarktet?

Benko: Am Eck zwischen Tuchlauben, Bognergasse und Seitzergasse baut Louis Vuitton einen viergeschoßigen Flagshipstore. Das wird einer der größten Louis-Vuitton-Stores weltweit werden - etwa in der Dimension wie in London oder Paris. Auch Prada wird sich hier einmieten.

STANDARD: Was ist mit den restlichen Mietern?

Benko: Wir sind jetzt in Bau. Die Eröffnung ist für 2012 geplant. Wir sind gerade im Gespräch mit Konzernen, die schon in Wien sind und noch größer werden wollen, aber auch mit Marken, die noch nicht in Wien vertreten sind.

STANDARD: Wo werden die Mietpreise liegen?

Benko: Wir werden die Mieten auf übliche Kohlmarkt- und Grabenpreise anheben. Bisher waren die Mieten in der Tuchlauben und in der Seitzergasse ja graue Mäuse. Ab sofort können wir Preise in der Höhe des Goldenen U verlangen.

STANDARD: Ein paar Blocks weiter bauen Sie die ehemalige Bank-Austria-Zentrale Am Hof gemeinsam mit Park Hyatt zu einem Fünf-Sterne-Hotel um.

Benko: Das wird ein Hotel in bester Lage! Gegenüber den Hotels am Ring wird unser Hotel einen riesengroßen Vorteil haben: Wir sind mitten in der Stadt, in einem der ehrwürdigsten Gebäude der Stadt. Am Ende des Tages könnte die Vision stehen, dass der Platz Am Hof die Place Vendôme Wiens wird.

STANDARD: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Wie verträgt sich das mit den Nutzungswünschen eines internationalen Hotelpartners?

Benko: Die ehemalige Zentrale der Bank Austria hat im Erdgeschoß wunderschöne Räumlichkeiten und ein wunderschönes Piano nobile. Dafür mussten wir niemanden begeistern. Andere würden viel Geld aufwenden, um so eine Atmosphäre in einem Neubau zu errichten. Hier ist alles schon da.

STANDARD: Und in den oberen Geschoßen?

Benko: Oben sind wir komplett frei. Lediglich die Fassade steht unter Denkmalschutz. Das heißt, wir müssen nur die Fenster und Fensterachsen respektieren. Ansonsten haben wir keine Zwänge.

STANDARD: Was passiert mit der öffentlichen Nutzung Am Hof?

Benko: Ob die Weihnachtsmärkte, Jahrmärkte oder der Zirkus hier weiter stattfinden werden oder nicht, müsste man sich noch genau überlegen.

STANDARD: Luxusmeile, Luxusgeschäfte, Luxushotels: Wie viel Luxus verträgt die Wiener Innenstadt eigentlich noch?

Benko: Die Wiener Innenstadt ist immer noch absolut unterbesetzt. Das zeigt sich allein schon an der starken Nachfrage nach Mietflächen. Der Grund, dass viele Luxusmarken in Wien noch nicht vertreten sind, liegt einzig an der Tatsache, dass das Angebot an attraktiven Shops in bester Lage so gering ist. Mit der Ausweitung der Fußgängerzone in die Tuchlauben hinein wollen wir internationalen Konzernen nun adäquate Mietflächen bieten. Außerdem übernehmen wir die Kosten für die neue Pflasterung der Fußgängerzone in diesem Bereich. Das ist auch kein billiger Spaß.

STANDARD: Wann ist ein Ende dieser Luxurisierung Wiens absehbar?

Benko: In Innenstadthäusern in besten Lagen gibt es schon seit 50 Jahren eine kontinuierliche Entwicklung nach oben. Und alle zehn Jahre schüttelt man einmal kräftig den Kopf, weil man es nicht glauben kann.

STANDARD: Anders gefragt: Sie tragen dazu bei, dass die Wiener Innenstadt immer teurer und immer luxuriöser wird. Welche kulturelle Verantwortung nehmen Sie als Großinvestor wahr, um Wien auch Wien sein zu lassen?

Benko: Stimmt schon. In den beiden ehemaligen Bankhäusern entsteht ein teures Luxusquartier. Nichtsdestoweniger habe ich meiner Meinung nach auch einen großen ethischen Zugang zu den Themen Breite Masse, Öffentlichkeit und Soziales. Nur ein Beispiel: Hätte ich mich nicht dafür eingesetzt, wäre das Bank-Austria-Kunstforum auf der Freyung nun geschlossen, und stattdessen würde schon bald ein Flagshipstore eines internationalen Modelabels seine Pforten öffnen. Ich habe mich anders entschieden.

STANDARD: Und sonst?

Benko: Mit den 1,5 Milliarden Euro, die wir derzeit in Wien investieren, haben wir sicherlich einen gewissen Beitrag zu leisten. Wir versuchen, uns einzubringen. Aber ich bin ja nicht Bürgermeister dieser Stadt. Ich kann nur im kleinen Maßstab eingreifen. Am Ende bin ich dann halt doch der kapitalistisch Orientierte.

STANDARD: Wann werden sich private Investoren an der Signa Holding beteiligen können?

Benko: Das können sie, aber nur partiell. Wir haben innerhalb unserer Gruppe eine Fondsgesellschaft, die seit 2004 immer wieder geschlossene Immobilienfonds macht, und das sogar sehr erfolgreich. Sie gehört zu den fünf größten geschlossenen Immobilienfondshäusern in Deutschland.

STANDARD: Ist eines Tages ein Börsengang der Signa Holding geplant?

Benko: Nein. An der Signa Holding selbst wird man sich nicht beteiligen können. Die Signa ist und bleibt ein Familienunternehmen, das de facto zwei privaten Unternehmen gehört und das an die nächsten Generationen weitergegeben werden soll. Ein Börsengang ist definitiv kein Thema. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.10.2011)