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Berlusconi mag keine Kritiker

Foto: Reuters/STEFANO RELLANDINI

Silvio Berlusconis Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, nach dem jeder, der sich von einem elektronischen Medium falsch behandelt fühlt, eine "Richtigstellung" und Löschung innerhalb von 48 Stunden verlangen kann. Wer nicht rechtzeitig reagiert, muss eine Strafe von 12.000 Euro zahlen.

"DDL intercettazioni"

Unter die elektronischen Medien fällt auch das Internet, also Blogs, Zeitungen und eben Wikipedia. Die Online Enzyklopädie reagiert auf das "DDL intercettazioni" (Abhörmaßnahmen) genannte Gesetz mit der Abschaltung der italienischen Version.

Kundmachung

Auf der italienischen Wikipedia-Seite steht: "Heute aber stehen die Säulen, auf denen Wikipedia gebaut war: Neutralität, Freiheit und Überprüfbarkeit ihrer Inhalte auf wackeligem Boden."

Keine Überprüfung durch Dritte

Das große Problem beim Paragraph 29 ist, dass es keiner Überprüfung durch eine unabhängige dritte Person benötigt. Es reicht die Meinung der angeblich beleidigten Person oder Organisation, um die geforderten Korrekturen kommentarlos durchzusetzen.

2008 wikipedia.de zeiweise gesperrt

Das weltweit verfügbare Online-Lexikon hat keine feste Redaktion, die Artikel werden von Internet-Nutzern geschrieben und redigiert. Es gab immer wieder Fälle, in denen sich Personen verleumdet fühlten. In Deutschland zum Beispiel hatte ein Bundestagsabgeordneter 2008 die deutsche Domain wikipedia.de zeitweise sperren lassen.

Website versteckt

Derzeit ist die Webseite nur versteckt, aber Wikipedia sieht die Gefahr, dass sie gelöscht werden muss. Im letzten Absatz der Kundmachung heißt es (in fetter Schrift): "Wir wollen Wikipedia frei und offen für alle belassen, weil unsere Artikel auch eure sind - wir sind schon neutral, wieso wollt ihr uns neutralisieren?" (soc/APA)