Der beheizte Schwimmteich, wo jeder seinen eigenen Steg hat.

Almwellness-Hotel Pierer, 8163 Fladnitz, Teichalm 77. Tel.: 0043/3179/71 72, auf Facebook

Foto: Pierer

Im Whirlpool liegen mit Blick auf eine Almwiese und dem Klang von Kuhglocken in den Ohren - da stellt sich bei jedem Menschen früher oder später ein bisschen innere Ruhe ein. In der Steiermark denkt man bei Wellness normalerweise sofort an das Thermenland im Südosten des Landes. Doch Wellness gibt es auch ohne heiße Quellen und etwas weiter nördlich: "Entspannung auf höherer Ebene", nennen die Brüder Alfred und Franz Pierer das, was man in ihrem Hotel in Fladnitz auf der Teichalm verspricht.

Die beiden führen eine alte Familientradition fort, denn die Pierers waren schon 1893 vor Ort und gaben Wanderern in einem Gästehaus Verpflegung und ein Dach über dem Kopf.

Das Haus hat sich seither natürlich stetig verändert. Neben dem alten Holzhaus wuchs ein Gebäude, dem man die verschiedenen Bauphasen architektonisch ansieht. Zuletzt stockte man das Vier-Sterne-Haus auf 49 Zimmer auf, in denen das Thema Alm drinnen und draußen vorherrscht: Die sogenannten Morgensonnenzimmer sind etwas für Frühaufsteher, die Hochlantschzimmer das richtige Quartier für Bergfexe, die den Tag gerne mit einem Sonnenuntergang hinter dem Hochlantsch verabschieden. Lebensgroße Fotografien holen die Landschaft auch ins Zimmer. Da kann man schon erschrecken, wenn einem beim Aufwachen eine Riesenkuh treuherzig direkt ins Gesicht blickt.

Diesen Herbst eröffnete das Hotel Pierer, von dem aus man auf den in der Region beliebten Teichalmsee blickt, seinen neuen Almgarten. In dessen Zentrum liegt ein künstlich angelegter Schwimmteich, wo ruhesuchende Gäste - auf jeweils eigenen kleinen Stegen für zwei Personen mit eigener Leiter ins Wasser - bis Ende Oktober schwimmen können, denn er wird, sobald es etwas kälter wird, beheizt.

Diejenigen, denen das Wasser trotzdem nicht warm genug ist, können einen kleinen von Kräutern gesäumten Fußweg zum Whirlpool zurücklegen. Dort finden Freunde des Kneippens auch ein eiskaltes Tauchbecken, eine Almblütensauna für maximal zehn Personen mit Panoramafenster und eine klassische finnische Sauna im Blockhaus. Ein alter Baum wurde in diesen Wellnessgarten, der charmant mit der Kombination aus Künstlichkeit und Natur spielt, integriert: Sein Stamm wurde ausgehöhlt und mit einer Dusche ausgestattet, die man nicht gleich als solche erkennt. In dem Garten, der direkt in einen Wald übergeht, wird auch täglich "Alm-Yoga" angeboten. Also im wesentlichen Yoga auf höherer Ebene.

Wenn sich der erste Schnee auf die Berge legt, kann man sich in die Wellnessoase im Inneren des Hotels zurückziehen, ohne auf den Ausblick zu verzichten: Der Ruheraum mit offenem Kamin und der Pool haben verglaste Fronten.

Die sanft hügelige Gegend um die Teichalm gehört nicht zu den höchstgelegenen der Steiermark, das Hotel liegt auf rund 1200 Meter Höhe. Trotzdem kann man in der Umgebung leichte und herausfordernde Wanderungen unternehmen - geführt von Familienmitgliedern der Pierers. Nicht weit ist auch die felsige Bärenschützklamm mit ihren wilden Wasserfällen, für die man allerdings schwindelfrei sein sollte. Wer nicht gerne klettert, kann sich auch auf einen eigenen Moorlehrpfad in eines der letzten Latschenhochmoore Österreichs begeben.

Almkraut und Eismeersaibling

Beim Essen denkt man im Pierer auch regional und serviert, was fast direkt vor der Haustür wächst und gedeiht. So etwa den Almo, ein Rind, das die Hälfte seines Lebens frei im Nationalpark weidet und unter anderem jene Alpenkräuter frisst, mit denen es dann am Teller landet - neben Schafen aus dem Bezirk Weiz und Lachsforellen, Eismeersaiblingen oder Huchen aus der Weizklamm.

Auch Käse, Kernöl und Bier werden teilweise nur 15 Minuten vom Hotel entfernt produziert. "Bio" sei ein Begriff, auf den er weniger Wert lege als auf "regional", erklärt Küchenchef Ferdinand Bauernhofer. Es sei schon hinterfragenswert, wenn man etwa Biofrüchte aus Südamerika einfliegen lasse: "Die Lebensmittel, die ich in der Hotelküche verarbeite, bekomme ich zu fast hundert Prozent von Bauern, die ich gut kenne, zu denen ich selbst hinfahre." Auch der Wein, den die Familie ausschenkt, kommt vom eigenen Weingut in der Südsteiermark. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD/Printausgabe/08.10.2011)