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Ein gesundheitlich sichtlich angeschlagener Bürgermeister Häupl (der deswegen auch auf die Teilnahme beim Landeshauptleutetreffen in Salzburg verzichtete) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou präsentierten am Dienstag die Ergebnisse der Verhandlungen zur Tarifreform.

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Vizebürgermeisterin Renate Brauner: "Wir haben lange und zäh verhandelt."

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Während Jahres- und Monatskarte billiger werden, gibt es bei Wochenticket und Einzelfahrschein eine Verteuerung.

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Seit Monaten hat die Stadt Wien mit den Wiener Linien in Sachen Tarifreform bei den Öffi-Tickets verhandelt. Die ursprünglich für Juli angekündigte Bekanntgabe hatte sich immer wieder verzögert. In der Zwischenzeit hat sich die Geschäftsführung der Wiener Linien mehrfach für eine Preiserhöhung in allen Ticketkategorien ausgesprochen, die Grünen wollten die Jahreskarte deutlich billiger machen.

Nun wurde das Verhandlungsergebnis von Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou als "frohe Botschaft" präsentiert: Die Jahreskarte wird es ab 1. Mai 2012 um 365 Euro geben, wenn man sofort bezahlt - bei monatlichen Raten kommt sie auf 375 Euro. Bisher kostete das Jahresticket 449 bzw. 458 Euro. Der Preis eines Einzelfahrscheins wird hingegen von 1,80 auf 2 Euro erhöht.

Monatskarte wird auch billiger

All jene Personen, die die Jahreskarte bereits erworben haben oder sie bis Mai kaufen, erhalten als Zuckerl die Differenz vom bisherigen auf den neuen Preis anteilig nach Monaten refundiert.

Bürgermeister Häupl erklärte bei der Pressekonferenz, dass Wien die einzige Millionenstadt sei, die Öffi-Tarife absenkt: "Mit der Jahreskarte fährt man in Zukunft um einen Euro pro Tag." Billiger wird auch die Monatskarte, die ab Mai 2012 für 45 statt bisher 49,50 Euro zu haben ist. Das Wochenticket wiederum wird von 14 auf 15 Euro erhöht.

SchülerInnen und StudentInnen profitieren

Eine Neuerung wurde auch für das Semesterticket für StudentInnen unter 26 Jahren vorgestellt. Hat man den Hauptwohnsitz in Wien, kostet die Karte in Zukunft 75 Euro für fünf Monate - NichtwienerInnen bezahlen 150 Euro. Gültig sind die Tickets von 1. September bis 31. Jänner bzw. von 1. Februar bis 30. Juni. Bisher wurden 50,50 Euro für vier Monate (Oktober bis Jänner bzw. März bis Juni) verlangt - allerdings musste etwa im Februar zusätzlich ein Ferienticket gelöst werden.

Ab dem Schuljahr 2012/13 wird außerdem die Nachmittagsbildungskarte für Schülerinnen und Schüler zeitlich erweitert und von Montag bis Freitag bereits ab 12 Uhr, statt wie bisher ab 13 Uhr sowie für den Rest des Tages gelten. Am Samstag wird man mit der Karte ganztägig fahren können. Sie wird außerdem künftig auch für Fahrten zu Schulveranstaltungen wie Ausflüge und Lehrausgänge gelten.

SeniorInnen-Angleichung

Eine Angleichung gibt es bei den Tarifen für SeniorInnen. Bereits ab 1.1.2012 können alle Personen ab 60 Jahren das Jahresticket um 224 Euro bei Sofortzahlung bzw. um 229 Euro in Monatsraten kaufen. Bisher galt die Regelung, dass Frauen bereits ab 60 Jahren, Männer aber erst ab 65 darauf Anspruch haben. "Damit tragen wir dem Verfassungsgerichtsurteil Rechnung - ob es uns passt oder nicht", so Häupl.

Schwarzfahren wird teurer. Ist man ohne gültigen Fahrschein unterwegs, muss man 100 Euro berappen. Dafür ist die Mitnahme eines Fahrrads in Zukunft gratis.

Kosten von 25 bis 30 Millionen Euro

Die Kosten für die neue Regelung werden laut Stadt 25 bis 30 Millionen Euro betragen. Die anfallenden Mehrkosten durch die billigeren Tickets würden nicht mit höheren Parkgebühren querfinanziert, hieß es. Stattdessen setzt man auf mehr Fahrgäste und höhere Zuschüsse durch die Stadt. Die Entscheidung für die jetzige Reformvariante sei eine politische gewesen, so Häupl, die Kosten annahmenbasiert. Wie die Kosten verwaltet werden, sei Sache der Öffi-Betreiber. Häupl: "Wir sind nicht die Betriebswirte der Wiener Linien."

Statt den derzeit 36 Prozent Öffi-FahrerInnen wollen die Stadt und die Wiener Linien den Anteil in den kommenden Jahren, wie im Regierungsabkommen vereinbart, auf 40 Prozent steigern. "Die günstigere Jahreskarte spielt dabei eine zentrale Rolle", so Vassilakou. "Wir wollen damit auch einen Anreiz für Pendler schaffen, vom Auto auf die Öffis umzusteigen." Über Kombi-Tickets mit Park-and-Ride-Anlagen werde mit deren Betreibern bereits verhandelt.

Warum die Regelung erst ab Mai und nicht schon ab Jänner 2012 in Kraft tritt: "Weil die Umsetzung eine technische und logistische Herausforderung ist, die diese Zeit braucht", so Renate Brauner.

U6 wird verstärkt

Um auch die Kapazitäten für die angestrebten 40 Prozent Öffi-NutzerInnen zu sichern, werden unter anderem die besonders stark frequentierte U6 mit neuen Waggons verstärkt und bessere S-Bahn-Intervalle in Zusammenarbeit mit Niederösterreich geplant. Dass die 8-Tage-Klimakarte in Zukunft 33,80 statt 28,80 Euro kosten wird, sei für Vassilakou verkraftbar, denn: "Es ist in erster Linie wesentlich, die zu entlasten, die täglich mit den Öffis fahren."

Auf die Frage, warum es nicht zur im Wahlkampf versprochenen 100-Euro-Jahreskarte gekommen sei, antwortete Vassilakou: "Das war im Regierungsabkommen nicht vorgesehen. Wir haben eine bedeutende Senkung erreicht: ein Euro Fahrtkosten pro Tag, das ist genug." (isa/red, derStandard.at, 11.10.2011)