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"Für die Beerdigungen von Organspendern zu zahlen wäre ethisch unbedenklich", sagt Marilyn Strathern.

Foto: APA/Angelika Warmuth

London - Um mehr Menschen zur Organspende zu bewegen, sollte der britische Staat der Empfehlung eines einflussreichen Bioethik-Rates zufolge die Kosten für die Beerdigung von Spendern übernehmen.

Mit einem solchen Angebot könne die Zahl der Organspender deutlich erhöht werden, und das sei dringend notwendig, hieß es am Dienstag in einem Bericht des Nuffield Council on Bioethics.

Befürworter: "Ethisch unbedenklich"

Die Regelung könnte demnach so aussehen: Wer sich auf die Liste für eine Organspende im Todesfall setzen lässt, und unter Umständen stirbt, unter denen eine Spende möglich ist, dessen Beerdigung sollte über das staatliche Gesundheitssystem bezahlt werden.

"Für die Beerdigungen von Organspendern zu zahlen wäre ethisch unbedenklich - dem Spender könnte dadurch kein Schaden entstehen, und es wäre eine Anerkennung durch die Gesellschaft", sagte die Leiterin der Untersuchung, Marilyn Strathern. Um die Reaktion der Öffentlichkeit zu testen, empfiehlt der Rat ein Versuchsprogramm.

Patienten-Vertretungen sind dagegen

Patienten-Vertretungen kritisierten den Vorschlag. Kranke Menschen könnten sich dadurch verpflichtet fühlen, sich zur Organspende bereit zu erklären, um ihren Familien Kosten zu ersparen, sagte Roger Goss von der Organisation Patient Concern. Es sei erschreckend, dass das Gremium einfach davon ausgehe, ein solcher Schritt sei ethisch unbedenklich und ausschließlich die Frage stelle, ob auf diesem Weg mehr Spender gewonnen werden könnten.

Man begrüße den Beitrag des Rates zur Diskussion um Organspenden, hieß es in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörde. Dieser müsse aber ausführlich geprüft werden.

8.000 Menschen warten auf eine Organspende

Der Vorschlag gehört zu einem Bericht, den das mit Stiftungsgeldern finanzierte Nuffield Council nach einer 18-monatigen Untersuchung herausgegeben hat. Dabei ging es darum, wie Menschen auf ethisch unbedenklichem Weg dazu bewegt werden könnten, mehr Blut, Gewebe, Spermien, weibliche Eizellen und Organe für die Medizin zur Verfügung zu stellen.

In Großbritannien warteten derzeit rund 8.000 Menschen auf eine Organspende, hieß es. Im Durchschnitt liege die Wartezeit bei drei Jahren. Täglich sterben dem Bericht zufolge drei Menschen im Königreich, weil sie nicht rechtzeitig ein Spende bekommen konnten.

In Österreich ist die Rechtslage sehr fortschrittlich. Wenn man sich nicht ausdrücklich in ein Widerspruchsregister eintragen lässt, ist es Ärzten prinzipiell erlaubt, Organe zu entnehmen. (red/APA)