Männlicher Braunbär, erstmals genetisch entschlüsselt

Foto: Alexander Kopatz, Bioforsk

Frankfurt - Einer Forschergruppe unter der Leitung Axel Jankes vom Biodiversität-und-Klima-Forschungszentrum (BiK-F) in Frankfurt am Main ist es gelungen, das Erbgut des Braunbären vollständig zu entziffern. Nun sollen die Daten mit den kürzlich veröffentlichten Erbgutinformationen eines sehr nahen und eines weitläufigen Verwandten verglichen werden: des Eisbären und des Pandabären. Der Vergleich soll zur Klärung beitragen, welche Gene für die Anpassung an so unterschiedliche Umweltbedingungen, wie sie diese drei Spezies haben, entscheidend sind, berichtet das Senckenberg-Forschungsinstitut.

Möglich wurde dies durch eine Zusammenarbeit mit dem norwegischen Forschungsinstitut Bioforsk und BGI, einem chinesischen Unternehmen, das sich auf Genom-Sequenzierung spezialisiert hat. Als "Pilot-Bär", wie er von den Forschern genannt wird, diente ein männlicher Braunbär, der im Pasviktal im nördlichen Norwegen lebte.

Erkenntnisse und derem Anwendbarkeit

Das Braunbär-Erbgut ist für die Wissenschafter auch deshalb so interessant, weil er ein naher Verwandter des Eisbären ist - eine der bekanntesten vom Klimawandel bedrohten Arten. Wie BiK-F-Forscher vor kurzem herausfanden, entstanden die beiden heutigen Arten vor etwa einer Million Jahren. "Der Vergleich ihres Erbguts wird daher viel darüber aussagen, wie sie es jeweils geschafft haben, sich an die verschiedenen klimatischen Bedingungen ihrer Lebensräume anzupassen", meint Janke. "Die Bären sind sehr gute Studienobjekte, um nachzuvollziehen, welche genetische Ausstattung es einem Säugetier ermöglicht, in der Arktis oder in der gemäßigten Klimazone zu überleben. Der Genvergleich von Mensch, Neandertaler und Schimpanse hat uns bereits wichtige Einblicke in die Evolution verschafft. Die Bären sind nun die zweite Gruppe von Säugetieren, in denen nahezu vollständige Genome von nahen Verwandten analysiert werden können."

Neben einem besseren Verständnis der genetischen Anpassung an die Umwelt soll die Entschlüsselung des Bären-Genoms aber auch zu einem besseren Schutz der Braunbären beitragen. "Anhand der Daten können wir neue genetische Marker entwickeln, die für den Schutz und Management der Art dringend benötigt werden", erklärt Hans Geir Eiken, dessen Institut Bioforsk skandinavische und russische Braunbärenpopulationen überwacht. Es gibt bereits eine Reihe von Studien an mütterlich vererbten mitochondrialen Genen, anhand derer die Populationsgeschichte und Migrationsmuster der Weibchen studiert werden. Im Gegensatz dazu sind bisher keine relevanten Genmarker aus dem Y-Chromosom der männlichen Tiere bekannt, um spezifisch auch deren Verbreitung und Wanderungen zu untersuchen. Das jetzt vorliegende Genom eines männlichen Braunbären schließt diese Lücke und erlaubt zusätzliche Untersuchungen an der Populationsgenetik von männlichen Tieren. (red)