Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle macht die Frage der Studiengebühren zur Gretchenfrage. Das ist falsch. Die meisten Beobachter sind sich einig, dass Studiengebühren keine Möglichkeit der Uni-Finanzierung sind, sondern maximal eine Maßnahme, um die Studentenströme besser zu leiten und die Verbindlichkeit für das Studium zu erhöhen.

In Österreich bleibt die Bildungsdiskussion immer bei zwei Fragen stecken: Bei Studiengebühren und der Gesamtschule. Die Lösung ist also nicht, diese beiden Themen immer wieder zu diskutieren und darüber zu streiten, sondern andere Probleme anzugehen. Und derer gibt es an den Unis genug.

Töchterle sollte - bevor er von den Studenten Geld für immer schlechter werdende Unis verlangt - zuerst dafür sorgen, dass die Bedingungen dort besser werden. Die versprochene Uni-Milliarde für die nächsten drei Jahre ist ein Anfang, wird aber nicht ausreichen, um die Situation besser zu  machen. Mehr Geld aus dem Budget von Finanzministerin Maria Fekter muss her. Die Platznot in den Hörsälen kann man mit einer Lenkung von Studierendenströmen verbessern. Die SPÖ hat hier "Zugangsregeln" für bestimmte Studien bereits zugestimmt.  Die Studieneingangsphasen, die sich beinahe schon jährlich ändern, sorgen nur für Verwirrung bei den Studierenden. Hier ein in sich konsistentes System zu entwickeln, würde ihnen helfen.

Die ÖVP konzentriert sich anscheinend lieber auf den Dissens mit dem Koalitionspartner. Wer mehr Macht innerhalb der Regierung hat und sich durchsetzt, ist vielleicht für Parteien wichtig. Den Studierenden bringen die ewig selben Diskussionen aber nichts, sie sitzen weiterhin auf dem Boden im Hörsaal und dürfen sich auch beim heurigen Studienbeginn wieder einmal anhören, dass der Professor in dieser Situation leider nur frontal vortragen kann und die Professorin leider nicht alle Interessenten ins Seminar aufnehmen kann. (derStandard.at, 18.10.2011)