Aufnahmen sind auch Mittel wider das Vergessen, Vehikel des Erinnerns. Besonders dort, wo Künstler abseits des Mainstreams in Nischen agieren, von denen man also nicht behaupten kann, sie wären selbstverständlicher Teil des Konzertlebens, ist es produktiv, sich ihrer im Sinne der Nachhaltigkeit anzunehmen. Insofern sehr ehrenvoll, dass das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti Orchesterwerke von Heimo Wisser interpretiert. Der in Wien geborene, lange aber in Tirol verankerte Tonsetzer (1952-1998) pendelte in seiner Vielseitigkeit zwischen Kabarett, Sprachspiel und Musik. Auch Experimentalrock-Spuren finden sich in seiner Biografie - wie auch ein starkes Interesse für indische und afrikanische Stilistik. Wisser schrieb übrigens auch Film- und Theatermusik und gab auch Gedichtbände heraus.

Hier geht es um sein Orchesterschaffen (bei Museum 8 erschienen): Man hört das atmosphärisch starke und bisweilen motorisch angelegte Klavierkonzert Mauer (WWV 214) aus dem Jahre 1997. Daneben vernimmt man Kunst des Unfug's für Streichorchester (WWV 160) aus 1990 und damit einen abstrakten Umgang mit der Kunst des Kontrapunktes. Schließlich ist da noch ein Tango für Klavier und Streichorchester (WWV 159) aus dem gleichen Jahr (1990). Wobei die argentinische Musikstil (hier spielt Bozidar Noev Klavier) pointenreich subjektiv daherkommt. Der Ö1-Pasticcio-Preis - vergeben in Kooperation mit dem STANDARD und Musik-Redakteur Ljubisa Tosic als Jurymitglied - geht somit im Oktober an diese Wisser-Einspielung. (red / DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2011)