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Fettsäuren lassen Python-Herzen schnell gesund wachsen.

Foto: APA/dpa/Boris Roessler

US-Forscherin Leslie Leinwand mit einem ihrer Versuchstiere

Foto: Thomas Cooper

Washington/Wien - Sie werden bis zu neun Meter lang und können ein Jahr lang ohne Fressen überleben. Pythons sind aber nicht nur Hunger-, sondern auch wahre Fresskünstler: Verschlingt ein Tigerpython nämlich einmal ein erbeutetes Tier, dann kann das im Extremfall genauso schwer sein wie Schlange selbst.

"Wenn ein Python frisst, dann passiert etwas Außergewöhnliches", sagt Leslie Leinwand, Professorin an der University of Colorado in Boulder: "Ihr Stoffwechsel erhöht sich um das 40-fache, und die Größe ihrer inneren Organe wächst enorm, indem neues Gewebe gebildet wird." Wie Leinwand mit ihrem Team in früheren Studien herausgefunden hat, vergrößert sich das Herz der Tiere ein bis drei Tage nach der Nahrungsaufnahme um 40 Prozent.

Dieses rapide Wachstum führt aber nicht zu einer krankhaften Hypertrophie, wie sie als Folge eines Infarkts auftreten kann - im Gegenteil: Das vergrößerte Riesenschlangenherz ähnelt mehr oder weniger einem menschlichen Sportlerherz "wie dem von Michael Phelps oder Lance Armstrong", erklärt Leinwand, die bereits seit fünf Jahren über den faszinierenden Metabolismus der Riesenschlangen forscht.

Für ihre neueste Untersuchung, die im US-Fachjournal "Science" (Bd. 334, S. 528) erschien, analysierten Leinwand und ihr Team, wodurch das gesunde Herzwachstum auslöst wird, und wurden im Blutplasma fündig: Drei verschiedenen Fettsäuren führen nach der Mahlzeit zum rapiden Herzwachstum; zugleich aktivieren die Pythons ein Enzym namens Superoxid-Dismutase, das auch beim Menschen das Herz schützt.

Nachdem die Forscher den Wirkstoffcocktail identifiziert hatten, verabreichten sie ihn auch Mäusen - und erzielten erstaunlicherweise ebenfalls ein gesundes Herzwachstum. Leinwand arbeitet nun daran, ob und wie die neuen Erkenntnisse für herzkranke Patienten genützt werden können, und kooperieren dafür bereits mit einer Firma. Man darf davon ausgehen, dass auch Spitzensportler an den Resultaten Interesse haben dürften. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30. 10. 2011)