"Medikamente, speziell zugeschnitten für den einzelnen Patienten": Lukas Huber, Leiter von Oncotyrol.

Foto: Standortagentur Tirol

Jährlich wird bei 50.000 Patienten in den USA und Europa das Multiple Myelom diagnostiziert. Bei der Hälfte der Patienten führt der unheilbare Knochenmarkstumor zum Tod. Mit neuen Therapien dagegen will sich das Tiroler Krebsforschungszentrum Oncotyrol in der kommenden Förderperiode beschäftigen.

Die Mittel dafür sind gesichert, wie vergangene Woche bekanntgegeben wurde. Ab 2012 werde das Forschungszentrum ein Testsystem zum Screening potenzieller Wirkstoffe gegen den Knochenmarkstumor entwickeln. Für das neue Testsystem wolle man "einzigartige Zellkulturbedingungen" schaffen, bei denen Tumorzellen in einem naturähnlichen Umfeld aus Blutgefäßen, Immunzellen und Bindegewebszellen gezüchtet würden, hieß es. So könnten verlässliche Aussagen gemacht werden, ob die Wirkstoffe wirklich nur Tumorzellen töten und gesunde Körperzellen verschonen.

Das Zauberwort laute "personalisierte Medizin", erklärte Lukas Huber, wissenschaftlicher Leiter des Forschungszentrum Oncotyrol: "Es wird an Medikamenten speziell zugeschnitten für den einzelnen Krebspatienten geforscht." Das könnten kleine Zentren sehr gut bewerkstelligen. Doch die erforderliche Grundlagenforschung sei mit hohen Kosten verbunden.

Die Gelder werden mithilfe einer Private-Public-Partnership aufgebracht. Nach einer positiven Evaluierung des im Oktober 2008 gegründeten Krebsforschungszentrums durch eine internationale Jury wird das Zentrum mit 13,5 Millionen bis 2015 weiterhin gefördert. 4,5 Millionen fließen vom Bund, der das K1-Kompetenzzentrum im Rahmen des Strukturprogramms Comet des Verkehrs- und Wirtschaftsministeriums unterstützt. 2,25 Millionen kommen vom Land Tirol, mit sechs Millionen beteiligen sich Pharmariesen wie Roche oder Janssen-Cilag. Der Rest soll von beteiligten Universitäten aufgebracht werden.

Bei Oncotyrol arbeiten 22 Forschungsgruppen von fünf Universitäten sowie neun Industriepartner und 27 Unternehmen an 29 Forschungsprojekten. Involviert sind unter anderem auch die Tiroler Landeskrankenanstalten, die Standortagentur Tirol sowie die Cemit (Center of Excellence in Medicine and IT). In der zweiten Förderperiode sollen 29 neue Firmenpartner sowie 16 Wissenschaftspartner dazukommen, darunter der US-Pharmakonzern Merck sowie das Weizman Center in Tel Aviv. (ver, red/DER STANDARD, Printausgabe, 02.11.2011)