Der Narrenturm war das erste psychiatrische Krankenhaus in Europa.

Informationen zu den Spaziergängen: www.wienguide.at

Foto: Narrenturm

Rund um den Narrenturm finden am Samstag dem 5. November mehrere Themenspaziergänge mit den Fremdenführern des Vereins Wiener Spaziergänge statt. Am "Tag der Wiener Spaziergänge" ist der berühmte "Guglhupf", das erste psychiatrische Krankenhaus Europas, eines der Ziele der informativen Spaziergänge durch Wien. Vor 200 Jahren wurde der Narrenturm eröffnet , das runde Gebäude ist nicht nur durch seinen ehemaligen Zweck sondern auch wegen der Architektur aus dem 18. Jahrhundert interessant.

Ein Guglhupf für den Kaiser

Beim Spaziergang lernen die Teilnehmer den Turm nicht nur von außen sondern auch von innen kennen, ein Besuch des pathologisch anatomischen Museums steht mit auf dem Programm. In Glasgefäßen und Schaukästen sind hier menschliche und tierische Präparate ausgestellt, Trocken- und Feuchtpräparate sowie Skelette geben Aufschluss über die Geschichte der Medizin, über Diagnostik und Therapie. Lange Zeit wurde der Narrenturm im Volksmund "Kaiser Josef II. Gugelhupf" genannt und die Wiener wollten sogar den Kaiser selbst in einer Zelle für Nervenkranke sehen. Warum das so war, erfahren die Teilnehmer des Spaziergangs. Sämtliche Spaziergänge am Tag der Wiener Spaziergänge finden im Umkreis des Narrenturms statt.

Weitere Spaziergänge führen zu Wiens berühmtester Stiege, die auch Namenspatronin des Heimito von Doderer-Romans "Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre" war.

Seidenraupen, Findekinder und Studenten

Oder ins alte AKH, wo einst Seidenraupen gezüchtet und ihre heißbegehrten Fäden gewonnen wurden. Ein Armenhaus war hier untergebracht, das größte Findelhaus Europas fand hier ebenfalls Platz. Ein Spaziergang durch den heutigen Uni-Campus ist voller Geschichten aus der Vergangenheit der, im Lauf der Geschichte, so vielfältig genutzten Anlage. Eine weitere Wanderung führt entlang des Alserbachs, der vom Wienerwald durch die Stadt fließt und bereits seit dem 17. Jahrhundert unterirdisch geleitet wird. Er hat dem 9. Bezirk seinen Namen gegeben: Alsergrund. Hier wüteten die Türkenkriege besonders heftig, hier siedelten sich im 18. Jahrhundert die ersten Manufakturen an, hier gab es die meisten Ziegeleien der Stadt. Und nicht zuletzt war es Sigmund Freud, der im 9. Bezirk seinen Studien und Forschungen nachging.

Der Verein Wiener Spaziergänge führt seit über 20 Jahren Entdeckungsreisen durch die Stadt durch. Bei den Themenwanderungen werden Wienern und Nichtwienern erstaunliche Informationen und Anekdoten, die einen tieferen Blick in die Bundeshauptstadt ermöglichen und erklären, warum Wien anders ist, als andere Städte.

Alle Führungen am 5. November sind kostenlos, Beginn ist um 10 Uhr, je nach Themenwanderung gibt es unterschiedliche Treffpunkte. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Führungen finden zu Fuß statt. (red/derStandard.at/02.11.2011)