Rekonstruktion des Aussehens von Cronopio dentiacutus - etwaige Ähnlichkeiten zu ihm hier sind rein zufällig:

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London - In Patagonien entdeckten Forscher das Fossil eines urtümlichen Säugetiers aus der späten Kreidezeit, das eine 60 Millionen Jahre große Lücke im Stammbaum der Säugetiere Südamerikas überbrückt. Und es ähnelt äußerlich dem "Säbelzahneichhörnchen" Scrat aus den "Ice Age"-Filmen, wie die Forscher um Guillermo W. Rougier von der Universität Louisville in Kentucky in "Nature" berichten.

Natürlich ist diese Ähnlichkeit nur oberflächlich: "Scrat" ist eine Wortschöpfung, die sich aus "squirrel" und "rat" zusammensetzt und für einen fiktiven gemeinsamen Vorfahren von Eichhörnchen und Ratten stehen soll ... dessen reales Gegenstück, in jedem Fall ein Nagetier, aber sicher nicht erst während der Eiszeit gelebt hat. Das patagonische Fossil hingegen gehört zu einem Dryolestoiden, einer ausgestorbenen Gruppe von Säugetieren, die so weit zurück im evolutionären Stammbaum liegt, dass sich aus ihr sowohl die Beuteltiere als auch die Plazentatiere entwickelten.

Cronopio dentiacutus

Das mausgroße Tier lebte vor etwa 94 Millionen Jahren und dürfte sich von Insekten ernährt haben. Es hatte eine lange Schnauze, sehr lange Eckzähne und große Augen. Sein Gebiss ähnelte dem von keiner anderen bekannten Säugetiergattung. Gefunden wurden ein gut erhaltener Schädel und Kieferknochen - die Fundstätte ist ein Flussbett in der Provinz Rio Negro am nördlichen Rand von Patagonien.

Die ältesten bislang bekannten Dryolestoiden-Fossilien gehen bis in den Jura zurück, Funde wurden vor allem in Europa und Nordamerika gemacht. Das patagonische Exemplar gehört zu einer bislang unbekannten Art, die den Namen Cronopio dentiacutus erhielt: Der zweite Namensteil ein Verweis auf die scharfen Zähne, der erste von fiktiven Gestalten im Werk des argentinischen Phantastik-Autors Julio Cortázar übernommen. So ganz ohne kulturellen Bezug wollten Rougier und seine Kollegen ihre Entdeckung offenbar doch nicht belassen. (red/APA)