Brückenbau nach Spinnenart ...

Foto: Lalueza-Fox, C.; Agnarsson, I.; Kuntner, M.; Blackledge, T. A./PLoS ONE

San Francisco - Wenn es im Tierreich die Auszeichnung "Held der Ingenieurskunst" geben würde, dann wäre Caerostris darwini (auf Deutsch in etwa Darwin-Rindenspinne) ein heißer Kandidat. Diese erstmals vor zwei Jahren beschriebene Spinnenart, die auf Madagaskar lebt, produziert die mit 2,8 Quadratmetern größten bekannten Radnetze.

Doch das ist nicht der einzige Superlativ, mit der diese zwei Zentimeter große Radnetzspinne aufwarten kann: So ist ihre Spinnseide nach heutigem Wissensstand das zäheste je untersuchte Biomaterial - und mehr als zehnmal stärker als ein vergleichbarer Kevlar-Strang. Das wiederum hat damit zu tun, dass die Ankerfäden der Netze von Caerostris darwini über kleine Flüsse gespannt werden und bis zu 25 Meter lang sind. Mitten über dem Fluss bauen sie dann ihre Netze.

Die Entdecker der Superspinne - ein Horror für alle Arachnophobiker - gehen davon aus, dass sich die starken Fäden und das große Netz mit der Besiedlung des speziellen Lebensraums "koevolutiv" entwickelt haben. Nun haben die Forscher im Fachblatt "PLoS ONE" noch das Rätsel gelöst, wie es die Spinnen schaffen, die Ankerfäden über den Fluss zu spannen.

Die Tiere fixieren den Seidenfaden an einem Ast oder Blatt und werfen sich wie Bungee-Jumper in die Tiefe. Dort hängend sondern sie dann bis zu 25 Meter lange Seidenfäden ab, die durch den Wind auf die andere Seite geweht werden und dort festkleben. Der Faden wird gespannt - fertig. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. 11. 2011)