Punkrock ist eine Haltung, kein Tuch. Die Mekons leben uns das am Donnerstag im Chelsea vor: Yeehaa!

Foto: Chelsea

Wien - Die Liste der Menschen, die sich während der letzten 25 Jahre in Sally Timms spontanverliebt haben, befüllte mehrere Küchenrollen in Sieben-Punkt-Schrift. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Dabei ist Timms nur ein Wunder in jenem Kollektiv, das als Mekons seit Ende der 1970er-Jahre von England aus den Geist des Punk-Rock auf unvergleichlich charmante Weise hochhält.

Als eines der Liebkinder von Radio-Legende John Peel übertrug die Band um Mastermind Jon Langford ab Mitte der 1980er-Jahre diesen Geist auf Musik US-amerikanischer Prägung, insbesondere Country. Und zwar ohne Howdy-Blödheiten, sondern mit britischem Humor und Punk-Esprit.

Kommende Woche besucht diese neben der Zeit existierende Kultband - ausnahmsweise ist dieser Begriff zulässig - das Wiener Chelsea, im Herzen eine ewige Filiale der Band. Neben dutzenden Alben haben sie ihr aktuelles dabei, das im Frühherbst erschienene Album Ancient & Modern 1911-2011. Darauf hört man gottvolle Hymnen über vergangene Zeiten, Spelunken-Klassiker von morgen sowie geistreiche Betrachtungen des Jetzt.

Die Mekons sind längst so etwas wie Mark E. Smith von The Fall. Nur gesünder, mit besseren Zähnen ausgestattet und philantropischer als die alte Falten-Squaw Smith. Mekons-Fans sind so besessen wie die Deadheads von Grateful Dead in Zeiten niedriger Benzinpreise, und Alben wie Fear and Whiskey, The Mekons Rock'n'Roll oder Retreat from Memphis verdienen bis heute jeden Zuspruch. So wie fast alle ungenannten ebenso.

Einziger Kritikpunkt an der Band ist, dass sie sich live rar macht - zumindest in Österreich. Ein Grund mehr, diesen Termin kommenden Donnerstag wahrzunehmen. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 5./6. November 2011)