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Die Kirchenreformer fordern das Ende des Zölibats sowie die Öffnung des Priesteramtes für Frauen.

Foto: Oliver Killig dpa

Auch wenn man im Vorfeld bemüht war, die heute, Montag, startende Bischofskonferenz in Salzburg nicht als episkopales Krisentreffen aussehen zu lassen, so wird in den nächsten Tagen im Johannes-Schlössl der Pallottiner auf dem Mönchsberg wohl nur ein Thema vorherrschend sein: der "Ungehorsam" in den eigenen Reihen. Kardinal Christoph Schönborn muss dieser Tage als Vorsitzender der Bischofskonferenz ein heikles Versprechen einlösen: In der letzten Aussprache mit Helmut Schüller, dem Vorsitzenden der "Pfarrerinitiative", versprach Schönborn, die Anliegen der Reform-Pfarrer - öffentlichkeitswirksam in einem "Aufruf zum Ungehorsam" zusammengefasst - seinen Amtskollegen vorzubringen. Spannend wird, ob die Bischöfe am Ende des Tages zu einer gemeinsamen Linie im Umgang mit dem "ungehorsamen" Personal finden werden. Bislang schwankte man innerhalb der Bischofskonferenz zwischen Dialogbereitschaft, dem Ruf nach Sanktionen und dem altbewährten Modell, Probleme auszusitzen.

Doch während man in Salzburg aktuell Altlasten abarbeitet, kündigt sich bereits neuer Ärger an. Am Samstag trafen in Linz Vertreter der Laieninitiative, der Plattform "Wir sind Kirche", der "Pfarrerinitiative" und der "Priester ohne Amt" unter dem Motto "Eucharistiefeier in Zeiten des Priestermangels" zu einem Studientag in der Linzer Pfarre St. Konrad zusammen.

Verabschiedet wurde von den rund 130 Teilnehmern ein brisantes "Manifest". Kernpunkt: Eucharistiefeiern - Gottesdienste mit einer Gabenbereitung, die nur von einem Priester geleitet werden dürfen - sollen künftig auch von Laien abgehalten werden dürfen. "Das Kirchenrecht verbietet Eucharistie mangels eines geweihten Priesters, die Bibel sagt uns aber, dass die Eucharistiefeier mehr Gewicht hat als das Kirchenrecht. Die Gemeinde ist daher berechtigt, wenn ihr die Bischöfe einen Priester verweigern, die Eucharistie zu feiern. Und sie kann in weiterer Folge selbst bestimmen, wer letztlich eingesetzt wird: ein Laie, ein verheirateter Priester, eine Frau", erläutert Hans Peter Hurka, Vorsitzender von "Wir sind Kirche" im STANDARD-Gespräch.

"Die können brausen gehen" 

Einmal mehr sprechen sich die Reformer mit ihrem "Manifest" auch für eine Frauenweihe und gegen einen Pflichtzölibat aus. "Der Priestermangel wird von der Amtskirche durch überholte Zugangsbestimmungen für den Priesterberuf künstlich erzeugt. Aber wir sind nicht mehr auf die Leitung der Bischöfe angewiesen, sondern wir als Laien machen jetzt etwas", stellt Peter Pawlowsky, Sprecher der Laieninitiative, klar. Dessen Vorstandskollege Herbert Kohlmaier drückt es noch drastischer aus: "Unser Manifest richtet sich an die breite Öffentlichkeit, nicht an die Bischöfe. Die können brausen gehen." Doch nicht alle sind an diesem Samstagnachmittag mit dem eingeschlagenen Reformweg zufrieden. "Es ist ein bisschen chaotisch. Vor allem halte ich nichts von unrealistischen Forderungen. Eine Priesterweihe für Frauen ist eben in Rom derzeit kein Thema. Man sollte lieber Mögliches umsetzen und nicht Unmögliches fordern", glaubt ein Pfarrgemeinderat aus Niederösterreich.

Und am Samstag wurde auch klar, dass der klerikale Reformwille Grenzen kennt und diözesane Weisungen auch in Zeiten der "Revolution" ihre Wirkung nicht verfehlen. Ursprünglich sollte das Protestpapier "Linzer Manifest" heißen. Was für Ärger im Linzer Bischofshof sorgte. Den Protest-Jüngern ließ man über einen anwesenden Linzer Pfarrer ausrichten, dass der Titel "Linzer Manifest" irreführend sei, man meinen könnte, es handle sich um ein Diözesanpapier. Sollte es zu keiner Änderung kommen, "sehe man sich gezwungen, sich öffentlich vom Manifest zu distanzieren". Bischof Ludwig Schwarz darf beruhigt sein: Die Landeshauptstadt findet sich nicht mehr in der Protestnote.

Sonntagnachmittag rief dann mit Helmut Schüller quasi der "Messias" der Aufmüpfigen seine Jünger nach Linz. Rund 300 Mitglieder der "Pfarrerinitiative" trafen sich zur Jahresversammlung.

Einstimmig für Ungehorsam

Rund drei Stunden dauerte das Treffen der zum Ungehorsam aufrufenden Priester in der Linzer Ursulinenkirche. Schüller, Obmann der Pfarrerinitiative, war danach die Erleichterung anzusehen: "Wir haben eine einstimmige Unterstützung unseres Kurses erfahren. Wir haben den klaren Auftrag bekommen, in diese Richtung weiter zu gehen. Wir bleiben bei unseren sieben Forderungen und werden sie noch weiter vertiefen."

Schüller berichtet aber auch davon, dass es in den eigenen Reihen Kritik am Begriff "Ungehorsam" gegeben habe. Schüller: "Es war ein Thema der Versammlung. Es gab auch einige kritische Stimmen, die eine Änderung wollten. Wir haben es breit diskutiert und sind dann in einem eigenen Votum beauftragt worden, bei diesem Begriff zu bleiben." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2011)