Brüssel - Seit Jahren gab es Zweifel an der Echtheit, nun belegt ein neues Gutachten: Das bekannte Gemälde "Der Sturz des Ikarus" in Brüssel stammt nicht von Pieter Bruegel dem Älteren, sondern von einem Kopisten. "Das Gemälde wurde weder von Pieter Bruegel dem Älteren noch von seinem Sohn Pieter Brueghel dem Jüngeren gemalt", heißt es in einem Gutachten des Königlichen Instituts für Kulturerbe. Ein Kopist habe ohne jede Kreativität das Bild abgemalt, lautet das Urteil.

Somit verfügt das Museum der Alten Kunst in Brüssel über zwei Versionen des "Sturz des Ikarus", die beide Kopien sind. Das Original dürfte verloren gegangen sein. Eine Sprecherin des Königlichen Museums der Schönen Künste sagte am Mittwoch: "Es gibt seit Jahren Zweifel, wer das Bild wirklich gemalt hat. Deshalb ist auf der Plakette des Gemäldes der Name "Bruegel" mit einem Fragezeichen versehen."

Die Experten prüften das Gemälde unter anderem mit Infrarotgeräten. Dabei entdeckten sie, dass bei der zugrundeliegenden Skizze die für den Renaissancemaler Bruegel typischen Streichungen und unterbrochenen Linien fehlten. Der  Zudem wird das Gemälde auf die Zeit zwischen 1584 und 1625 datiert - Jahre nach dem Tod des Malers 1569.

Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569) ging in die Kunstgeschichte mit Bauernszenen ein.  "Beim Sturz des Ikarus" versinkt Ikarus in bäuerlicher Umgebung ins Meer. Dank später entstandener Kopien seines Sohnes Pieter und anderer Maler wurden Bruegels Motive dann in aller Welt bekannt. Bis zu 1.500 Bilder entstanden allein in der Werkstatt des jüngeren Brueghel, in der auch Gehilfen zu Pinsel und Farbe griffen.  (APA)