Planlos-Award: 8-Kilo-Trophäe.

Foto: IG Architektur

Als "katastrophal, unfassbar, menschenverachtend", als Mischung aus Kaserne und Gefängnis im 30er-Jahre-Look mit Aufmarschplatz wurde das von der damaligen Innenministerin Maria Fekter an der Öffentlichkeit vorbei geplante Aufnahmezentrum für Asylbewerber im burgenländischen Eberau vor zwei Jahren von allen Seiten bezeichnet.

Dass das Projekt im Februar 2010 nach Protesten und einer Volksbefragung der Eberauer Bürger beerdigt wurde, schützte es nicht davor, am Donnerstagabend im Wiener Gartenbaukino posthum feierlich mit dem erstmals durch die ig-Architektur verliehenen "planlos2011"-Award, einer Art Goldener Himbeere für Planungsdesaster, ausgezeichnet zu werden.

"Undemokratisch, intransparent"

"Wie kaum ein anderes Projekt zeichnet es sich durch undemokratische und intransparente Entscheidungsfindung und unmenschliche Kasernenarchitektur aus", so Jurymitglied Florian Klenk vom Wiener "Falter" in seiner Anti-Laudatio. Preiswürdig sei auch der mangelnde Respekt der Bauherrin gegenüber der Dorfbevölkerung von Eberau und die Mauschelei, Geheimniskrämerei und do-it-yourself Architektur, mit der das Innenministerium das umstrittene Projekt durchzumogeln versuchte.

"Die Unsitten, die etwa beim Pratervorplatz oder bei der Planung großer Bahnhöfe zu kritisieren sind, werden im Fall Eberau nicht nur überboten. Sie stellen schlichtweg einen gesellschaftlichen und politischen Skandal dar", so Klenk.

Preis wird zugestellt

Die genannten Projekte waren ebenfalls unter den insgesamt 46 Nominierungen, die von jedermann online eingereicht werden konnten. Darunter fanden sich Gebautes, Gescheitertes, Allgemeines und auch konkrete Personen, vom Wörthersee-Stadion in Klagenfurt über "Wiener Städtebau-Katastrophen" bis zu Schildbürgerstreichen wie der Reduzierung des bewährten Ortsbildbeirats in Oberösterreich auf zwei weisungsgebundene Beamte.

Auf die Shortlist schaffte es neben Eberau auch die inzwischen per bürgermeisterlichem Dekret gestoppte Bebauung der Steinhof-Gründe, sowie der Wettbewerb für den Kindergarten der Stadt Wien im Stadtpark, der trotz über hundert Einsendungen ohne Sieger und Ergebnis blieb. Der Preis, eine acht Kilogramm schwere Betonplatte, wandert nun in das Büro der Preisträgerin, um dort zukünftige Transparenz einzumahnen. (Maik Novotny / DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2011)