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Peter Plate und AnNa R. a.k.a. Rosenstolz mit der Schauspielerin Andrea Sawatzki bei den 63. Bambi Awards

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Wiesbaden - Eklat bei der Bambi-Gala im deutschen Wiesbaden: Mit deutlicher Kritik hat das Berliner Pop-Duo Rosenstolz die Entscheidung der Jury kommentiert, den Rapper Bushido mit einem Integrationspreis zu würdigen. "Es ist sehr wichtig, dass wir uns Chancen geben", sagte der homosexuelle Songschreiber Peter Plate am Donnerstagabend vor rund 800 geladenen Gästen. "Aber jemanden, der frauenfeindliche, menschenverachtende Texte gesungen hat, so einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt." Mehrere Gäste im Saal spendeten spontanen Applaus.

Der als Rapper für seine schwulenfeindlichen Lieder bekannte Bushido lud Plate und seine Partnerin zum Gespräch ein. "Ich habe immer eine offene Tür", sagte er in seiner Dankesrede. Auch wehrte sich der Rapper gegen die scharfe Kritik an seiner Wahl zum Bambi-Preisträger. "Ich werde heute sicherlich nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe", sagte der 33-Jährige. "Und ich habe gelernt, dass das, was ich gesagt habe, falsch war." Sein Laudator Peter Maffay betonte: "Ein Preis kann Versöhnung und Neubeginn sein." Bushidos Bambi als "Vorbild für Integration" sei deshalb ein "besonderes wertvoller Bambi".

Bereits vor der Gala am Abend hatte es bei Twitter und Facebook einige Protestaufrufe gegeben. Das Frauenhilfswerk Terre des Femmes (Berlin) nannte die Entscheidung für Bushido als Preisträger "fatal". Viele empfinden die oft krassen Texte von Bushido als diskriminierend, sexistisch oder auch gewaltverherrlichend.

Heino retourniert Trophäe aus Protest

Der deutsche Volkssänger Heino gibt nach der umstrittenen Bambi-Verleihung an Rapper Bushido seine Auszeichnung zurück. Heino sagte der "Bild"-Zeitung vom Samstag: "Ich bin zutiefst empört, dass man einem gewalttätigen Kriminellen wie Bushido den 'Bambi' verleiht. Mit diesem Mann möchte ich nicht auf eine Stufe gestellt werden. Deshalb schicke ich meinen 'Bambi' dankend an den Burda-Verlag zurück."

Am Freitag räumte Heino die goldene Trophäe, die ihm 1990 verliehen wurde, aus dem Regal seines Rathauscafes in Bad Münstereifel, berichtete das Blatt. Heino sagte der Zeitung: "Ich bin oft beschimpft und unberechtigt in die rechte Ecke gestellt worden, weil ich deutsche Volkslieder singe, die ein Teil unseres Kulturgutes sind. Und dieser Kerl, der offen menschenverachtende Lieder singt, bekommt auch noch einen Preis? Wo leben wir denn eigentlich?"

Auch Politiker meldeten sich zu Wort:  "Wer Frauen- und Schwulenverachtung propagiert, hat keinen Preis für gelungene Integration verdient", sagte der Parlamentsgeschäftsführer der Grünen im Deutschen Bundestag, Volker Beck, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Freitag. Ihm sei kein Dokument bekannt, in dem sich der Rapper von seinen "menschenverachtenden Texten" distanziert habe. Vor der Gala hatte sich schon die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisch zum Bushido-Bambi geäußert. Der in Berlin lebende Rapper mit tunesischem Vater und deutscher Mutter wies die Kritik an ihm nach der Preisverleihung zurück. "Die negative Hysterie hat mich überrascht", sagte der Musiker. "Ich dachte, die Zeit ist vorbei." Er rief seine Kritiker dazu auf, sachlich mit ihm umzugehen. "Lasst uns nach vorne blicken." Er sei zum Dialog bereit.

Gwyneth Paltrow: "Nichts gesehen von Wiesbaden"

 Starrummel gab es jedenfalls in Wiesbaden: Neben der schrillen Pop-Sängerin Lady Gaga, Deutschlands Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bushido stand auch der kanadische Teenie-Schwarm Justin Bieber auf der Liste der Bambi-Preisträger. Ihn erwarteten Hunderte von meist jungen Mädchen bereits Stunden vor Gala-Beginn lautstark vor der Halle. Lässig in eine schwarze Weste gekleidet, stieg er aus der Limousine, winkte den kreischenden Fans und verschwand in der Halle.

Die Auswahl der 18 Preisträger war jedenfalls heterogen: Lady Gaga, die sich vehement für Schwule und Lesben einsetzt, setzt deutlich andere Maßstäbe als Bushido; Altkanzler Schmidt und der junge Charts-Stürmer Tim Bendzko bekamen blank geputzte Trophäen; und nicht nur Teenie-Schwarm Bieber hat künftig eines der vergoldeten Rehkitze in der Vitrine stehen, sondern auch Hollywood-Star Gwyneth Paltrow. Die 39-Jährige beklagte allerdings vor der Gala einen gewissen Stress: "Ich habe bislang absolut nichts gesehen von Wiesbaden."

Auch Rosenstolz erhielt eines der 18 Kitze für sein gelungenes Comeback. Außerdem habe Songschreiber Peter Plate durch sein Bekenntnis zu seinem Burn-out-Leiden eine lange verkannte und unterschätzte Krankheit ins Blickfeld gerückt, argumentierte die Jury. Bambis gab es auch für "Wetten, dass..?"-Moderator Thomas Gottschalk und - wenig Wunder - für den 107-Jährigen Johannes Heesters. Ihm war bereits 2008 ein jährlicher Ehren-Bambi versprochen worden. Diesmal kam er aber nicht persönlich. Der Burda-Verlag ("Bunte", "Focus") verleiht die Rehkitz-Trophäe Bambi als traditionsreichsten deutschen Medienpreis jährlich seit 1948. (APA)