Bild nicht mehr verfügbar.

A1-Chef Ametsreiter wurde erneut mit einem Negativ-Preis für seine Aussagen zur Netzneutralität bedacht

Foto: APA

Der Preis

Foto: Monochrom

Vergangenen Donnerstag wurde zum vierten Mal der "Wolfgang Lorenz Gedenkpreis für internetfreie Minuten" - kurz Wolo - vergeben. In diesem Jahr wurden A1-Chef Hannes Ametsreiter und Anonymous Austria mit dem Negativ-Award "geehrt". Die Preisverleihung wurde vom KünstlerInnen-Kollektiv Monochrom veranstaltet und aus dem Figurentheater Lilarum live ins Internet gestreamt.

"Robin Hoods der entmachteten Internetbevölkerung"

Anonymous Austria bekam den Preis für "ihren selbstherrlichen Kampf, bei dem sie sich als Robin Hoods der entmachteten Internetbevölkerung aufspielen, tatsächlich aber Datenrüpel sind und Grundsätze der Hackerethik missachten." AnonAustria hatte mehrere Websiten gehackt und teilweise auch private Daten von Nutzern ins Netz gestellt, unter anderem einen Auszug privater Adressen von GIS-Mitliedern, Daten von 25.000 Polizisten und Kundendaten der Tiroler Gebietskrankenkasse.

A1-Chef Ametsreiter

Hannes Ametsreiter wurde mit dem Wolo für seine Ablehnung der Netzneutralität ausgezeichnet, "weil er dem Internet endlich eine Überhol- und eine Standspur schenken und es analog zu Expressbrief und Samstagszustellung in schicke Produkte aufdröseln möchte." Mit dieser Haltung hat der A1-Chef auch schon bei den Big Brother Awards 2011 "gewonnen".

Udo Jürgens und eine Digital-Therapeutin

Insgesamt gab es in diesem Jahr neun Nominierte. Udo Jürgens wurde "wegen hanebüchen plumper Anbiederung an die Zielgruppe der Digital Refuseniks" nominiert, Horizont-Chefredakteur Sebastian Loudon "für seine im Horizont via Leitartikel veröffentlichten Facebook-Suicide mit der Begründung, er hätte angesichts der Informationsflut Angst um seinen Verstand gekriegt". Die "Digital-Therapeutin seit 1998", Anitra Eggler", landete mit dem Selbsthilfebuch "E-Mail mach dumm, krank und arm" auf der Liste.

Exorzistenkurse, Facebook-Partys und Werner Faymann

Eine Nominierung gab es auch für Papst "Joseph Ratzinger und seinen Betrieb, weil er zum Einen recht intensiv von der Nutzung neuer Medien profitiert, aber seinen Mitbewerb nicht an einem fairen Wettbewerb im Netz teilhaben lassen will, und durch extra einberufene Exorzistenkurse den Satanismus im Internet zurückdrängen möchte." Die deutschen Länder-Innenminister Uwe Schünemann und Ralf Jäger wiederum wurden für ihre Forderung nach einem Verbot von Facebook-Partys nominiert. Weiters gab es eine Nominierung von Medienunternehmen, "insofern sie Strategien zur Flucht aus den geltenden Kollektivverträgen anwenden" sowie schließlich auch für Bundeskanzler Werner Fayman für seinen 98.000 teuren Social Media-Auftritt.

"Scheiß Internet"

Der Preis wurde 2008 nach Äußerungen des ORF-Programmdirektors Wolfgang Lorenz ins Leben gerufen, der vom "Scheiß-Internet" gesprochen hatte, in das sich "die Jungen verkriechen". Monochrom verleiht den Preis seither jedes Jahr an Personen und Organisationen, die durch "völlig unqualifizierte Statements gegen das Informationszeitalter in Wort und Tat" auffallen. (br/derStandard.at, 12. November 2011)