Wien - Dreizehn erfüllte Wünsche, eine Straßenbahn, die völlig unabsichtlich (quasi unterbewusst) im Dienst der Museen steht, und nachhaltige Impulse für den Kunststandort Wien: Erfolgsmeldungen liefert die Vienna Art Week bereits zu ihrem Start.

Die ersten beiden vermelden die ans Pressekonferenzpodium geladenen Direktorinnen Karola Krauss (Mumok) und Agnes Husslein (Belvedere). Im "Museum der Wünsche" der Ersteren finden sich nur noch 24 unerfüllte; Zweitere freut sich über die D-Linie, an der man etwa vom Liechtenstein, vorbei am Kunsthistorischen Museum bis hinauf zum 20er-Haus fahren könne, das man heute, Dienstag, als 21er-Haus wiedereröffnet. Jetzt müssen also nur noch die Wiener Linien die an 20 Museen vorbeiführende Straßenbahn in "Art-Tram" umbenennen.

Der nachhaltige Einfluss der Art Week auf Wien ist in Zahlen schwer zu belegen. Man habe 2004 mit 500 Gästen und einem sehr exklusiven Angebot begonnen, sagt der künstlerische Leiter Robert Punkendorfer. 2010 besuchten bereits 15.000 ein entsprechend erweitertes Programm. Trotzdem sind fast alle Veranstaltungen überbucht, was man ebenso wie die Tatsache, dass fast alle Wiener Institutionen dabei sind, als Erfolg verbucht. Dass zur Art Week vermehrt internationales Publikum nach Wien käme, so Dorotheums-Chef und Präsident des veranstaltenden Art Clusters Martin Böhm, ließe sich auch nicht in den Novemberauktionen seines Hauses nachweisen. Vielmehr ginge es darum, dass Wien langfristig als Kunststandort ernst genommen würde. Mission erfüllt. Wien sei eine Kunstmetropole, die den internationalen Vergleich nicht scheuen muss, betont das Podium einhellig.

Punkenhofer verzichtet darauf, hunderte Programmpunkte herunterzubeten und die Zuhörer - nach eigenen Worten - therapiereif zu machen. Er entlässt auf Sigmunds Couch: Reflecting Reality heißt die von ihm und Ursula Maria Probst kuratierte Schau im Freud-Museum. Sie betrachtet die Zugänge der Kunst zur Psychoanalyse und fragt nach dem psychischen Antrieb zeitgenössischer Kunstproduktion.

Für die passende psychologische Atmosphäre, morbid und düster, sorgen die Ausstellungsräume. Präsentiert wird in einer leerstehenden, unrenovierten Wohnung über dem Museum. Ein historisch aufgeladener Ort, denn wie Freuds Appartement war dies einst eine Judensammelwohnung. Während der Art Week macht das Museum hier auch seine Sammlung öffentlich zugänglich.

In die Räume, die noch die Spuren ihrer ehemaligen Bewohner tragen, fügen sich Judith Fegerls Arbeit zur Psychologie des Raumes oder Luisa Kasalickys Dekonstruktion der Freud'schen Couch stimmig. Spannende junge Positionen (u. a. von Gelitin, Manu Luksch) zu Themen wie Totem, Eros, Ritus oder Religion finden sich zwei Geschoße darunter, wo sie im nüchternen Vortragsraum des Museums absaufen. 8Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 15. November 2011)