Foto: Wien Energie

Foto:

Bis 2050 sollen die Treibhausgas-Emissionen in der EU um bis zu 95 Prozent gesenkt werden. Nach Vorstellung der EU-Kommission kann eine CO2-arme Wirtschaft allein durch die Weiterentwicklung bewährter Technologien sowie durch die Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden. Ein „Fahrplan" zeigt den kostengünstigsten Weg in eine CO2-arme Zukunft auf. Zudem zeichnet die Kommission in diesem Fahrplan auch einen klaren Rahmen für Unternehmen und Regierungen, innerhalb dessen Strategien zur Verringerung des CO2-Ausstoßes vorgenommen und Investitionen langfristig umgesetzt werden können.

Bereits im Vorfeld hat sich die europäische E-Wirtschaft über den Branchenverband Eurelectric mit dem Thema befasst und eine mögliche Senkung der Emissionen der Gesamtwirtschaft um etwa 75 Prozent (gegenüber 1990) errechnet: Die Elektrizitätswirtschaft könnte sogar weitgehend CO2-arm werden - Voraussetzung dafür ist allerdings die Unterstützung von Politik und Gesellschaft sowie entsprechende Rahmenbedingungen.

Das Eurelectric-Szenario

Mit dem von Eurelectric vorgeschlagenen Paket ließen sich die gesamten CO2-Emissionen der Elektrizitätswirtschaft der EU - verglichen mit denen des Jahres 2005, je nach Umsetzung von Maßnahmen - bis 2050 zwischen 66 und 90 Prozent reduzieren. Im Fall des Erreichens der unteren Grenze werden die geltenden EU-Ziele bis 2020 - Senkung der Emissionen, Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Deckung des Brutto-Endenergiebedarfs sowie Steigerung der Energieeffizienz um jeweils 20 Prozent - nach 2020 linear fortgeschrieben. Die Förderung der erneuerbaren Energien erfolgt weiterhin auf nationalstaatlicher Ebene, und die Unterstützungsmechanismen werden nicht harmonisiert. Dies führt zum steigenden Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung, der 2050 bei 34 Prozent liegen soll.

Der Ausbau der Elektromobilität hält sich in Grenzen. Von Deutschland und Belgien abgesehen, erfolgt kein Ausstieg europäischer Länder aus der Kernkraft. Schon eine solche Entwicklung würde den Energiesektor erheblich „sauberer" machen als bisher: Seine Emissionen würden von etwa 1400 auf rund 750 Mio. Tonnen pro Jahr sinken, somit um nicht weniger als 66 Prozent.

CO2-Zertifikate und CCS

Im Fall der oberen Grenze ist die Preisentwicklung der gehandelten CO2-Zertifikate wesentlich. Eine steigende internationale CO2-Bepreisung zwingt zu mehr Energieeffizienz und Investitionen in erneuerbare Energien. Folgerichtig ist es möglich, die direkte Subventionierung erneuerbarer Energien ab etwa 2020/2030 einzustellen. Alle Energiequellen inklusive der Kernkraft stehen im Eurelectric-Szenario uneingeschränkt zur Verfügung, und ab etwa 2030 auch wirtschaftliche CO2-Abscheide- und Speicherungstechnologien (Carbon Capture and Storage, CCS). Dies führt zu einer Reduktion des Endenergiebedarfs gegenüber dem ersten Szenario um fast ein Drittel. Rund 45 Prozent dieses Bedarfs würde durch elektrischen Strom gedeckt, verglichen mit etwa zwanzig Prozent derzeit. Mehr als 40 Prozent des produzierten Stroms würden auf Basis erneuerbarer Energiequellen erzeugt und die CO2-Emissionen der E-Wirtschaft um rund 95 Prozent einbrechen: Statt auf 360 kg pro MWh würden sie sich im Jahr 2050 nur mehr auf 26 kg pro MWh belaufen. Voraussetzungen dafür sind Gesamtinvestitionen von rund 3200 Mrd. Euro, davon etwa 1750 Mrd. in neue Erzeugungskapazitäten und 1480 Mrd. in den Netzausbau.

Forschung fokussieren

Wenn die Entwicklung tatsächlich in Richtung CO2-arme Wirtschaft gehen soll - nicht zuletzt angesichts des Klimawandels -, empfiehlt es sich, den Schwerpunkt der Forschungsbudgets auf nationalstaatlicher, aber auch auf EU-Ebene, verstärkt auf den Energiesektor zu legen. Das Ziel muss eine neue, intelligente Energiewirtschaft sein, die auch weit in andere Sektoren der Volkswirtschaft - etwa den Verkehrssektor - hineinreicht. Wesentlich dafür ist die Entwicklung der Forschungsausgaben: Denn entfielen 1985 noch etwa elf Prozent der Forschungsausgaben der Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur (IEA) auf Energieforschung, so waren es 20 Jahre später nur noch drei Prozent.