Wien - Stehen die USA finanziell besser da als Europa? Zwei spektakuläre Pleiten amerikanischer Gemeinden ließen daran Zweifel aufkommen. Im Oktober musste Harrisburg, die Hauptstadt Pennsylvanias, wegen Zahlungsunfähigkeit Antrag auf Gläubigerschutz stellen. Anfang November folgte mit Jefferson County (Alabama) der größte Gemeindebankrott in der US-Geschichte. Jefferson County mit seinen 670.000 Einwohnern hatte Schulden in Höhe von 3,1 Milliarden angehäuft.

Trotz dieser alarmierenden Fälle, ist die von Experten befürchtete Pleitewelle unter den 19.000 amerikanischen Städten und Countys bisher ausgeblieben. Die Zahl der Anträge auf Gläubigerschutz ist 2011 sogar gesunken und US-Gemeinden bezahlen derzeit die niedrigsten Zinsen für ihre Kredite seit drei Jahren.

Das ist eigentlich verwunderlich, denn die Steuereinnahmen der Städte liegen immer noch weit unter dem Vorkrisenniveau. Allerdings: "Die amerikanischen Städte sind disziplinierte Schuldner. Sie sparen bei Polizei, Feuerwehr und Schulen. Ihre Anleihen bedienen sie aber brav, weil sie sonst fürchten nie mehr Kredite zu bekommen", erklärt die US-Budgetexpertin Liz McNichol im Standard-Gespräch. Wenn es zu Pleitefällen kommt, dann müssen zu den rezessionsbedingten Problemen weitere Schwierigkeiten hinzutreten, so McNichol.

So auch im Falle von Jefferon County: Der Bezirk hat sich bei der Sanierung des Abwassersystems überhoben. In Harrisburg beschleunigten die Kosten für eine neue Müllverbrennungsanlage die Pleite. (szi, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.11.2011)