Oesterreichs Energie Trendforum zum Thema „Energieforschung für die Welt von morgen"

v. li.
Prof. Dr. Ulrich Buller, Vorstand für Forschungsplanung der Fraunhofer-Gesellschaft
Dr. Emmanuel Glenck, Leiter der Thematischen Programme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
Univ.-Prof. DI Dr. Hermann Egger, Vorstandssprecher der Kelag und Vorsitzender von Oesterreichs Energie
Forschung & Innovation
Dipl.-Ing. Dr. Ludovit Garzik, MBA DWT, Geschäftsführer des Rats für Forschung und Technologieentwicklung
Univ.-Prof. DI Dr. Hans Sünkel, ehemaliger Vorsitzender der Österreichischen Universitätenkonferenz und
ehemaliger Rektor der Technischen Universität Graz
Peter Dollack, Moderator des dritten Trendforums

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DI Dr. Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie

Copyright: Oesterreichs Energie/Andreas Urban

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In den kommenden Jahrzehnten wird sich die Energieversorgung fundamental ändern. Klimawandel, begrenzte fossile Energien sowie der Energiehunger der Schwellenländer sind große Herausforderungen, vor denen die Energiewirtschaft steht. Wie kann es gelingen, die Stromversorgung auch in Zukunft abzusichern? Welche Innovationen sind dafür erforderlich? Und was ist zu tun, damit die Konsumenten effizienter mit Energie umgehen und neue Technologien wie E-Mobilität tatsächlich einsetzen? Diesen Fragen ging das Trendforum von Oesterreichs Energie am 22. November in Wien nach.

Wie wichtig ein klares Bekenntnis zur Forschung für die Energiezukunft Europas ist, erklärte Ulrich Buller, Vorstand für Forschungsplanung der Fraunhofer-Gesellschaft: „Unsere Studien zeigen, dass die Energiewende in Europa machbar ist. Aber Neues zu entwickeln bedeutet auch, Geld in die Hand zu nehmen." Das künftige Energiesystem müsse drei Ziele vereinen - Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Strom werde in Zukunft zum wichtigsten Energieträger, der Energiemix müsse mit erneuerbaren Energien wesentlich breiter werden.

Energieforschung ausbauen

Um die Stromversorgung langfristig zu sichern, muss sich die Forschungspolitik klar zur Energieforschung bekennen. „Die E-Wirtschaft kann sich kein Black-Out erlauben, um zu lernen. Wollen wir den Lebensstandard für die kommenden Generationen garantieren, müssen wir die Energieforschung verstärken", erklärte Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie. Dafür ist ein Commitment der Politik erforderlich. „Wir brauchen nicht nur Ziele, sondern auch entsprechende Rahmenbedingungen. Unternehmen, aber auch Gemeinden müssen in der Lage sein, langfristig Investitionen in Infrastruktur zu planen", forderte Layr.

Die Ausgaben für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Österreich haben sich in den vergangenen drei Jahren vervierfacht: von 0,01 auf 0,04 Prozent des BIP. „Bei den Aufwendungen für FTI steht Österreich insgesamt gut da, aber es kann nicht genug getan werden. Finnland beispielsweise gibt das Dreifache aus", sagte Emmanuel Glenck von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft. Die Energieforschung hat hierzulande eine lange Tradition: Vor 20 Jahren hatten die Energieversorger das Know-how und die Finanzen gebündelt. Von 2003 und 2007 finanzierten sie 36,9 Prozent der Forschung zu Energie. Zwischen 2008 und 2010 wurden die Aufwendungen - parallel zum steigenden Budget der Republik mehr als verdoppelt - von durchschnittlich 12,3 Mio. auf fast 30 Mio. Euro.
Die E-Wirtschaft investiert in die anwendungsorientierte Forschung zu innovativen Technologien wie E-Mobilität, der intelligenten Nutzung der Energieträger oder integrierten Systemen wie Smart Grids. Mit ihren Ausgaben ist sie ein wichtiger Konjunkturmotor. „Wir werden trotz Schuldenbremse weiter in die Forschung zu intelligenten Netzen und Speichertechnologien investieren", erklärte Hermann Egger, der die Forschung & Innovation von Oesterreichs Energie leitet. Gleichzeitig stellte er eine klare Forderung: „Damit wir unsere Forschung verstärken können, müssen die Ausgaben der E-Wirtschaft in diesem Bereich von der Regulierungsbehörde anerkannt werden."

Bewusstsein schaffen

Außerdem gilt es, die Energie-Effizienz der Kunden zu erhöhen und sie an neue Technologien heranzuführen. „Energie ist für viele Menschen selbstverständlich. Aber was passiert, wenn der Strom für einen Tag ausfällt?", fragte Ludovit Garzik, Geschäftsführer des Rats für Forschung und Technologieentwicklung. Erst dann werde der Wert der Energie bewusst. Solange der Bedarf nicht klar kommuniziert werde, werde auch die Politik nicht reagieren. Um die Akzeptanz von Themen wie E-Mobilität oder dezentralen Smart Grids in der Bevölkerung zu erhöhen, ist Bewusstseinsarbeit erforderlich. „Wir müssen den Nutzen noch klarer kommunizieren - und die Kunden dabei unterstützen, ihr Verhalten zu ändern", fasste Egger von Oesterreichs Energie zusammen.

Aber das ist nicht die einzige Herausforderung, die in den kommenden Jahren auf die Energiebranche zukommt. Univ.-Prof. Hans Sünkel hat 2009 die European Sustainable Energy Innovation Alliance (eseia) gegründet. Er verwies darauf, dass in Zukunft ausgebildete Techniker für die Forschung fehlen werden: „Wie müssen den technisch-naturwissenschaftlichen Nachwuchs an Österreichs Universitäten und Forschungseinrichtungen fördern - und vor allem mehr Frauen dafür gewinnen", appellierte Sünkel. Damit die Technologien für die Zukunft in den Bereichen Erzeugung, Netze sowie Handel und Vertrieb rechtzeitig zur Verfügung stehen, gilt es, langfristig und vorausschauend zu planen und in Zukunftstechnologien zu investieren.