Wir wandern diesfalls in jene ferne Zeit, also ins 17. Jahrhundert, als sich die Gitarre - in ihrer barocken Ausformung - etablierte. In jene Zeit also, als Komponisten immer auch Instrumentalisten waren und ihr tägliches Brötchen bevorzugt auf prunkvollen Höfen von Erzherzögen und Königen verdienten. Manche allerdings, wie Giovanni Battista Granata, waren beruflich ganz musikfern - Granata war Mediziner. Dennoch brachte er es als saitenzupfender Tonsetzer auf stolze sieben Barockgitarrenbücher.

Auch dieser ehrwürdige Meister findet sich auf der Einspielung Il labirinto della chitarra (auf dem Label Accent erschienen), das Gitarrist Pierre Pitzl zusammen mit dem Ensemble Private Musicke eingespielt hat. Daneben wären noch muntere oder auch elegische Stücke von Corbetta, Foscarini, Sanz, Calvi und Pellegrini. Da kommt (mit insgesamt 30 Tracks) also einiges zusammen, um einen schönen Überblick über das barocke Gitarrenverständnis zu gewährleisten. Und: Alle Stücke finden sich auf edle und sachkundige Art und Weise interpretiert, was bei diesem Repertoire auch einen gewissen Anteil von Improvisation beinhaltet.

Der Name "Private Musicke" ist übrigens einer Sammlung von Consortmusik des englischen Komponisten Martin Peerson aus dem Jahr 1620 entnommen, er ist natürlich auch in der aktuellen Alte-Musik-Welt fest verankert. Das Musicke-Ensemble hat etwa bei den Innsbrucker Festwochen 2011 eine Premiere begleitet; und mit Pierre Pitzl hat man auch an Aufnahmen von Gesangsstar Magdalena Kozena mitgewirkt. Der Ö1-Pasticciopreis - vergeben in Kooperation mit dem Standard und Musik-Redakteur Ljubisa Tosic als Jurymitglied - geht im November jedenfalls an diese formidable Einspielung italienischer Gitarrenmusik und ihre delikaten Interpreten. (red  / DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2011)