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Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg von der Tiroler ÖVP.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Innsbruck - Tirol lehnt den Entwurf des von Gesundheitsminister Alois Stöger von der SPÖ in Auftrag gegebenen bundesweiten Brustkrebsfrüherkennungs-Programms ab. Dieses Modell würde eine massive Verschlechterung für die Frauen in Tirol bringen. "In der am Freitag tagenden Bundesgesundheitskommission kann es daher nur eine Zustimmung aus Tirol geben, wenn das bundesweite Modell zumindest das hiesige Niveau erreicht", erklärte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg von der ÖVP am Donnerstag.

Wenn das Bundesmodell implementiert werden sollte, würde das unter anderem bedeuten, dass die Frauen im Bezirk Reutte nicht mehr versorgt werden könnten, kritisierte Tilg. Dort gebe es nämlich keinen niedergelassenen Radiologen, wie im bundesweiten Modell vorgesehen. Das Tiroler Programm, das seit 2007 erfolgreich laufe, sehe hingegen vor, dass Patientinnen von ihrem Hausarzt oder Gynäkologen unterstützt würden. "Gerade bei sensiblen Gesundheitsthemen ist der Vertrauensarzt ein wichtiger Aspekt", argumentierte der Gesundheitslandesrat. Der bundesweite Entwurf sei nicht nur "nicht ausgegoren, sondern auch viel zu technisch".

Zu viele offene Fragen

Tilg wähnt in dieser Frage zudem den Tiroler Landtag hinter sich. In einem von allen Parteien getragenen Entschließungsantrag spricht sich dieser dafür aus, dass "alle drohenden Verschlechterungen" der Brustkrebsfrüherkennung durch das Gesundheitsministerium bzw. den Hauptverband der Sozialversicherungsträger "strikt abzulehnen" seien. "Wir können nicht akzeptieren, dass unsere hohen Qualitätsstandards und unsere Kosteneffizienz zunichtegemacht werden", betonte Tilg. Die in dem Bundesmodell angesetzten Kosten seien aus Tiroler Erfahrung "viel zu hoch angesetzt".

Insgesamt seien viel zu viele Fragen offen, die noch weiterverhandelt werden müssten. "Ich kann daher nicht nachvollziehen, warum der Beschluss so schnell gefasst werden soll", kritisierte der Tiroler Gesundheitsreferent.

Das Tiroler Modell sieht im Gegensatz zum Bundesentwurf vor, dass Frauen ab dem 40. Lebensjahr und nicht erst ab dem 49. berücksichtigt werden. Seit Beginn des Programms wurden über 108.000 Screeninguntersuchungen durchgeführt. Dabei wurden laut Tilg 368 Karzinome entdeckt, darunter 111 in der Altersklasse 40 bis 49, die das Bundesmodell gar nicht vorsieht. Außerdem würde die Beteiligungsrate in Tirol mittlerweile bei knapp 60 Prozent liegen. Zudem sei das Bundesmodell in wichtigen Fragen zu zentral ausgerichtet. Die Qualitätssicherung sei in Tirol eng an den Datenkreislauf und die Vernetzung auf regionaler Ebene gekoppelt. Auch seien Fragen des Datenschutzes bisher noch nicht geklärt. (APA)