Doris Winkler, Johnson & Johnson Medical Products.

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Robin Rumler, Pfizer Corporation Austria.

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Alexandra Fucik, MSD Merck Sharp & Dohme.

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Charlotte Eblinger, Eblinger & Partner.

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Alle wissen um den Reformstau im Gesundheitswesen. Alle wissen, dass es einschneidende Veränderungen geben wird - aber bitte zuerst beim anderen, so die allgemeine Diagnose der Diskutanten des aktuellen Life-Science-Karrierenforums.

Doris Winkler, General Manager Johnson & Johnson Medical Products, Robin Rumler, Pfizer-Österreich-Geschäftsführer, Alexandra Fucik, Director Human Ressources bei MSD, und Charlotte Eblinger, Geschäftsführerin von Eblinger & Partner Personal- und Managementberatung, sprachen über notwendige Schritte zur Verbesserung des Gesundheitssystems sowie über die entsprechenden Profile in einer sich stetig bewegenden Branche.

Abgesehen vom Faktor Reformstau, so Doris Winkler, stelle auch die demografische Entwicklung eine Herausforderung dar. "Patienten werden älter, der Bedarf an medizinischer Betreuung wird steigen, die Budgets werden aber nicht größer werden", so Winkler weiter. Alle am Gesundheitswesen Beteiligten seien gefordert, hier Lösungen zu finden, sagt sie.

Die Reise, sagt Robin Rumler, werde in Richtung personalisierter Medizin gehen und in Richtung Prävention. Der Pfizer-Geschäftsführer spricht von einer zu hohen Krankenhausdichte im Land mit einer hohen Schnittstellenproblematik, die enorm viel Geld verschlinge. Rumler: "Wir haben genug Geld im System, es ist nur definitiv nicht optimal verteilt. " Für die Zukunft gelte es hier umzuplanen, um auch mehr Menschen richtig behandeln zu können. Das habe selbstredend auch auf Organisationsbasis strukturelle Auswirkungen - auch darin waren sich alle Diskutanten einig. Der Konsolidierungsprozess, so Alexandra Fucik, sei bereits voll im Gange, "Pharma-Merger sind auf der Tagesordnung, mittlerweile gibt es auch ein gutes Merger-Know-how", grinst sie. Das wiederum verändere Funktionen und Strukturen in Organisationen, sagt sie. Funktionen werden länderweise oder nach Regionen zusammengefasst, das erfordere auch ganz andere Qualifikationen der Mitarbeiter.

Chancen in Europa

Viele Entscheidungen würden auf Cluster-Ebene, auf DACH-Ebene getroffen, sagt Charlotte Eblinger. Sie bemerke, dass in Österreich weniger Top-Entscheidungen getroffen werden, auch weniger Top-Personalentscheidungen. Es werde zunehmend intern besetzt, sagt sie. Die Pharmabranche, sagt Fucik, sei eine, die diese "europäischen Effizienzen relativ spät verstanden" habe, diese nicht zuletzt aus Kostengründen aber jetzt extrem stringent durchführe. Das aber, hängt Rumler an, biete auch gute Karrierechancen für Mitarbeiter österreichischer Standorte auf europäischer Ebene. Mit guten Ideen könne man aus den Ländern heraus auf europäischer Ebene gut sichtbar werden, so Rumler weiter. Grundsätzlich sei festzuhalten, dass es sowohl in der Pharmabranche wie auch in der Medizintechnik keinen Platz für Mitarbeiter gebe, die es sinngemäß nicht sportlich mögen. Ein sehr hohes Maß an Selbstorganisation, der Wille, sich stetig weiterzubilden, und Flexibilität sind Schlüsselkompetenzen. Eblinger: "Alle sechs bis zwölf Monate gibt es Veränderungen in der Organisation, ein neues Produkt, ein neuer Vorgesetzter - das ist irritierend. Und wer die Fähigkeit nicht hat, sich auf neue Gegebenheiten schnell einzustellen, der hat verloren. "

Erfolgreich seien jene, die ihre Stakeholder sowie deren Systeme kennen, jene, die auf Augenhöhe Informationen zu Produkten und Prozessen liefern können. Es brauche mehr als das klassische Verkaufstalent, sagt Fucik. "Wir liefern Informationen, damit gute Entscheidungen getroffen werden können." Dabei gelte es die ethischen und komplexen Compliance-Anforderungen nicht aus dem Auge zu verlieren - mit jedem Gespräch müssen diese nach außen getragen werden. (Heidi Aichinger/DER STANDARD; Printausgabe, 26./27.11.2011)