Es ist ein regnerisches Durban, in das die Tausenden von Delegierten, Unterhändler, Nichtregierungsorganisationen und Journalisten aus der ganzen Welt in diesen Tagen eintreffen. Die Wolkendecke ist so dicht wie im Wien der letzten zwei Wochen. Kaum ein Sonnenstrahl durchdringt die feuchte Hülle, die den Himmel von der Erde trennt. Die Einheimischen jammern über die Kälte mitten im Sommer. Sonst hat es zu dieser Zeit über 30 Grad, jetzt kommt das Thermometer kaum über die 20 Grad hinaus. Ein paar Grad weniger und man könnte meinen, man ist noch in Österreich, wenn nicht Palmen die Straßen säumen würden.

Heute ist der Tag der letzten Vorbereitungen, ein Meeting jagt das andere. Die zentralen Botschaften für die Medien werden definiert um den Staaten dieser Welt die richtige Botschaft mitzugeben, wenn sie in den Verhandlungssälen um ihre nationalen Pfründe streiten. Gerade komme ich vom Meeting des Climate Action Network (CAN). Die Kurzreferate der Experten zeigen wie kompliziert und auch vertrackt die Materie ist. Die Hoffnung, dass hier in Durban eine zweite Periode des Kyoto-Protokolls erreicht wird, nähert sich gegen null. Die EU will ja, aber verlangt, dass die anderen Länder mitziehen. Besonders aber die USA werden von den Umweltorganisationen ziemlich in die Mangel genommen werden, denn an Amerika hängt sehr viel. Japan, Russland und Kanada lehnen eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls generell ab. Eine besondere Rolle hat Südafrika, das einerseits Gastgeberland der Konferenz ist und sich für den Erfolg dieser Weltkonferenz einsetzen sollte. Andererseits ist Südafrika auch ein normaler Staat, der seine Interessen durchkämpfen wird müssen. Das Land fördert viel Steinkohle, die nach China und Indien verkauft und dort verfeuert wird.

Hinter allen Streitpunkten und den Verhandlungsinhalten steckt das große Geld: Der viel gerühmte milliardenschwere Grüne Klimafonds existiert bis jetzt nur auf dem Papier. Selbst wenn die Rahmenbedingungen hier in Durban für den Fonds geschaffen werden sollten - was ein großer Fortschritt wäre - fragt sich jeder, wie der Fonds mit Geld gefüllt werden soll. Und hier geht es um sehr große Summen - immerhin 100 Milliarden US-Dollar bis 2020.

Der Schutz der Wälder ist eines der wichtigsten Themen für den WWF. Denn jährlich verliert die Welt 130.000 Quadratkilometer an Wald durch Abholzung und Schädigung - verursacht durch menschlichen Einfluss. Das entspricht einer Fläche, die so groß ist wie Österreich und die Schweiz zusammen.

Heute hat der WWF ein neues, wichtiges Kapitel des "Living Forest Reports" in Durban präsentiert. Unser österreichischer Waldexperte, Gerald Steindlegger, der einer der wichtigsten WWF-Waldexperten auf internationaler Ebene ist, rief heute die Staaten auf, bis 2020 die Entwaldung zu stoppen. Wenn wir das nicht schaffen, verlieren wir zehn Jahre für den Waldschutz und mehr als eine Million Quadratkilometer Wald gehen für immer verloren. Das bedeutet, dass bis 2030 24 Gigatonnen Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen werden - das entspricht der Hälfte des gesamten CO2-Ausstoßes der ganzen Welt. Um dieses Katastrophenszenario zu verhindern, muss die Welt 30 bis 50 Milliarden US-Dollar jedes Jahr aufbringen. Wenn wir nichts tun und den Wald verlieren wird die Erderwärmung so weiter gehen. Diese notwendigen Kosten sind nicht einmal Portokasse gegen die astronomischen Summen, die durch die zu erwartenden Katastrophen entstehen, wenn wir nichts tun.

Und es regnet immer noch hier in Durban und wird langsam dunkel. Das trübe Wetter wird sich hoffentlich nicht an den Verhandlungstischen fortsetzen. Morgen früh beginnt eine zweiwöchige Marathonkonferenz - ein Monsterkongress, der weder Delegierte noch uns noch Journalisten viel Zeit zum Schlafen erlaubt. Gute Nacht aus Durban!