Innsbruck/Wien - Die Erforschung des empfindlichen Ökosystems heute existenter Riffe und ihrer Millionen Jahre alten "Verwandten" soll stärker vernetzt werden. Unter anderem mit diesem Ergebnis ging am Sonntag in Wien der "First Austrian Reef-Workshop" zu Ende.

Wie der Innsbrucker Sedimentologe Univ.-Prof. Diethard Sanders berichtete, bildeten fossile Riffe als Zeugen einer Millionen Jahre alten Lebenswelt die Basis für ein umfassenderes Verständnis und einen besseren Schutz heute existenter Riffe. Basierend auf dieser Brücke im Denken, wollen die involvierten Experten in Zukunft verstärkt zusammenarbeiten.

Forschungsgebiet mit Tradition

Im Zentrum des Workshops hätten Forschungsergebnisse bei der Untersuchung fossiler Riffe gestanden, sowie auch bei der Analyse des Ökosystems heutiger Riffe, wie etwa der bei Tauchern bekannten Riffe des Roten Meeres. "In Österreich hat die Erforschung fossiler Riffe eine Tradition, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht und der man viele 'klassische' Arbeiten über fossile Riffe verdankt", erklärte Sanders.

Auch die Erforschung moderner Riffe und riffnaher Ökosysteme habe durch österreichische Meeresbiologen bis heute entscheidende Impulse erhalten, zum Beispiel durch die erstmalige Beschreibung heute weit verbreiteter Korallenkrankheiten.

Riffsterben

"Viele heutige Korallenriffe sind im Verfall begriffen, doch gibt es auch Anzeichen für die Erholung verschiedener Riffe. Trotz intensiver Forschung seien die Ursachen für das heutige Riffsterben und auch für die Erholung mancher Systeme nicht völlig geklärt. In Österreich hätten fossile Riffe eine sehr geringe ökonomische Bedeutung, doch weltweit sehe dies völlig anders aus.

Neben fossilen Riffen, die eine wichtige Rolle als Erdölspeicher und auch für Lagerstätten anderer Art spielen (z.B. Blei, Zink), lebe heute ein geschätztes Viertel der Weltbevölkerung direkt oder indirekt von Riffen, vor allem durch Fischerei und Tourismus. "Daher unternehmen viele Länder zunehmende Anstrengungen, ihre Riffe besser zu verstehen und zu schützen, doch die Zeit wird zeigen, ob der Mensch den Wettlauf gewinnen wird", betonte der Sedimentologe.

Heimische Riffreste

Am Workshop im Wiener Geozentrum nahmen seit Freitag 50 Wissenschafter aus Österreich, den USA, Russland, Polen und Italien teil. In Österreich ist eine ansonsten selten vorkommende Abfolge von fossilen Riffen erhalten, darunter "Methusalems" mit einem Alter von bis zu 440 Millionen Jahren. Entsprechende Forschung in lebenden und fossilen Riffen läuft in Österreich an den Universitäten Wien, Innsbruck und Graz. (APA)