Wien - Die betriebliche Pensionsvorsorge in Österreich, gemeinhin als die zweite Pensionssäule bekannt, ist arg ins Wanken geraten. Nach drei Jahren massiver Kursverluste an den Aktienmärkten können die 19 Pensionskassen nicht einmal mehr die gesetzliche Mindestverzinsung von 1,5 Prozent darstellen. Experten hatte bei Einführung der Pensionskassen Anfang der 90er-Jahre langfristige Ertragserwartungen von sieben Prozent in Aussicht gestellt.

Die Kassen müssten aufgrund der negativen Performance von 6,3 Prozent im Vorjahr heuer und 2004 Kapital von bis zu 400 Mio. Euro nachschießen, um wieder die Mindestverzinsung auf jedem Pensionskassenkonto zu erreichen. Nun ändert aber die Bundesregierung das Pensionskassengesetz derart, dass die Kassen dieser Nachschusspflicht zum Nachteil der Versicherten nicht nachkommen müssen.

Massive Kritik gab es dafür von der Arbeiterkammer, die die Höchstgerichte einschalten will; von der SPÖ, die von "kalter Enteignung" der 350.000 Anwartschafts- und Leistungsberechtigten sprach, sowie von der zuständigen Finanzmarktaufsicht, die eine "faire Aufteilung" des Nachschussproblems zwischen Kassen und Arbeitnehmern forderte. (miba/DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2003)