Die slowakische Stadt Kremnica ist seit dem Mittelalter durch die Gold- und Silberfunde im umliegenden Bergland ein Zentrum der Münzprägung. Selbst Lenin suchte hier um Kredit an.

Foto: MBi5/wikipedia.org

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Von Wien aus erreicht man sowohl Kremnica als auch Banská Stiavnica mit dem Auto in rund zweieinhalb Stunden. Man fährt Richtung Bratislava, dann weiter auf der Autobahn über Nitra. Ebenfalls fahren stündlich Busse von Bratislava ab: cp.atlas.sk/.

Die Münzprägeanstalt Kremnica befindet sich direkt am Hauptplatz - www.mint.sk - direkt gegenüber vom urigen Wirtshaus "Floren".

Foto: Floren

Wer in Banská Stiavnica exzellentes Stark- oder Rauchbier trinken will, sollte dies im "Pivovar Erb" tun, das eine eigene Mikrobrauerei besitzt. Die Holzkirche in der Gemeinde Hronsek (Adresse: 976 31 Hronsek) ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet (Tel.: 00421 /481 881 65).

Foto: Pivovar Erb

Seit Jahrhunderten rattern hier die Maschinen und klimpern die Edelmetalle: Ja, die Münzprägeanstalt in Kremnica ist der volle Stolz der Region. Kein Wunder, stellt sie doch seit dem Jahre 1328 Münzen her - und ist damit die älteste Münzprägeanstalt der Welt. In jüngerer Vergangenheit wurden hier die Währungen von rund 60 Ländern produziert, unter anderem die slowakischen Euromünzen, der nordkoreanische Won und der Somalia-Schilling. Besucher können hier neben Sonderausstellungen im Münzmuseum den kompletten Produktionsprozess von der rohen Silberplatte bis zur fertigen Münze nachvollziehen.

In der mittelalterlichen Bergstadt Kremnica dreht sich immer noch alles um das Silber und Gold, das seit etlichen Jahrhunderten von den umliegenden Bergwerken gefördert wurde. Das slowakische Erzgebirge galt unter den ungarischen Herrschern und später den Habsburgern als Geldquelle, was das mondäne Stadtbild immer noch bezeugt. Das Gold zog unter anderem auch die Freimaurer an, die aus Kremnica einst ein europäisches Epizentrum für liberales Gedankengut machten. Der 5500 Einwohner zählenden Stadt haftet noch immer ein internationaler Flair an: Die Bergleute waren einst vornehmlich Deutsche, die Kartoffelbauern Ungarn, für die Architektur waren Italiener zuständig und Slowaken für die Münzprägung.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts reiste schließlich auch der russische Journalist Wladimir Uljanow nach Kremnica um nach finanzieller Unterstützung für eine politische Revolution zu bitten. Die Bitte wurde Uljanow, besser bekannt als Lenin, verwehrt, und so zog er weiter in die Schweiz. Der Rest ist Geschichte.

Wer diesen und weiteren Anekdoten lauschen möchte, kehrt am besten gegenüber der Münzstätte ins Gasthaus "Floren" ein. Dessen Besitzer Viliam Janovsky ist ein wandelndes Geschichtsbuch und hat eine ebenso turbulente Geschichte hinter sich wie seine Heimatstadt, die für ihn die schönste der Welt bleibt.

Diesen Titel streitig machen könnte ihr aber auch das etwas doppelt so große Banská Stiavnica, die älteste Bergstadt der Slowakei und seit 1993 Weltkulturerbe der Unesco. In den Straßen von Banská Stiavnica herrscht noch immer mittelalterliches Flair, die Häuserfassaden sind sorgfältig restauriert worden. Einen Überblick über Ort und Landschaft kann man sich am besten von der "Neuen Burg" aus machen, die im 16. Jahrhundert zum Schutz vor den Türkenangriffen erbaut wurde und einen einmaligen Panoramablick gewährt.

Bei all der architektonischen Schönheit und Historie kann man sich nur wundern, wieso die Mittelslowakei touristisch vergleichsweise noch wenig erschlossen ist. Für die Reisenden erscheint dieser Missstand jedoch sehr reizvoll, so kann man hier flanieren oder wandern gehen, ohne Menschenmassen über den Weg laufen zu müssen. Und die Provinzialität bringt übrigens noch einen angenehmen Nebeneffekt mit sich: Sowohl Kremnica als auch Banská Stiavnica sind McDonalds-, Burger-King- und Starbucks-freie Zonen.

Obendrein ist das Gebiet, gemessen am österreichischen Preisniveau, wahnsinnig günstig. Wo sonst kann man ein Bier um einen Euro und deftige Speisen um fünf Euro bekommen? Apropos Bier: Das Wirtshaus "ERB" in Banská Stiavnica beheimatet seine eigene Mikrobrauerei, sodass man bei gediegenem Ambiente exzellentes Stark-, Räucher- oder Dunkelbier aus eigenem Hausanbau verkosten kann.

Ebenfalls bezeichnend für das zurückhaltende Tourismus-Marketing ist, dass in der Ortschaft Hronsek am Wegesrand eines Trampelpfades ganz unscheinbar und kaum ausgeschildert ein Weltkulturerbe der Unesco steht, nämlich eine Artikulare Holzkirche aus dem Jahr 1725. Kaiser Leopold I. sicherte damals der evangelischen Gemeinde den Bau der Kirche zu - jedoch nur unter fünf Bedingungen: Unter anderem musste der Bau komplett aus Holz erfolgen - nicht einmal Eisennägel durften verwendet werden - und innerhalb eines Jahres geschehen.

Entgegen den Erwartungen des Kaisers wurde die Kirche dennoch errichtet und steht heute noch in voller Pracht sowohl für Gottesdienste als auch Hochzeitsfeierlichkeiten zur Verfügung. Die 1100 Sitze im Inneren sind wie im Amphitheater angeordnet, sodass man von überall aus den Altar erblickt. Das Dach gleicht dabei einem kreuzförmigen, umgekehrten Schiffsrumpf. Die einmalige Architektur der Kirche macht sie zu einem ausgesprochenen Geheimtipp - von denen es so einige in der Mittelslowakei zu entdecken gibt. (Fabian Kretschmer/DER STANDARD/Printausgabe/26.11.2011)