Wien - Eine neue Studie sollte in der katholischen Kirche Alarm auslösen: Denn mit 77 Prozent gibt es zwar unter den Frauen in Österreich mehr Mitglieder als unter den Männern (71 Prozent). Auch doppelt so viele Frauen wie Männer besuchen regelmäßig den Sonntagsgottesdienst, heißt es in der Studie. Nur: Zufrieden sind die Frauen mit ihrer Kirche nicht.

"Kirche wird den Frauen nicht gerecht", finden 39 Prozent der Frauen (Männer: 37). 67 Prozent der Frauen meinen, dass die Zulassung zu kirchlichen Ämtern die Glaubwürdigkeit der katholische Kirche erhöhen würde. Konsequenterweise fordern auch 64 Prozent mehr Frauen in der Kirchenleitung, wie aus einer am Dienstag präsentierten Studie des emeritierten Pastoraltheologen Paul Zulehner und Petra Steinmair-Pösel, Assistentin am Institut für Sozialethik an der Uni Wien, hervorgeht. Im Auftrag der Frauenzeitschrift Welt der Frau haben die Wissenschafter in Österreich und Deutschland erhobenes, frauenspezifisches Datenmaterial über einen Zeitraum von 1970 bis 2010 analysiert.

"Die Amtskirche ist kurzsichtig, wenn sie die Entwicklung nicht im Blick hat", warnte Margit Hauft, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs mit Blick auf die Ergebnisse. Für Hauft ist "Gefahr in Verzug": "Wenn die Kirche weiterhin über Frauen spricht, aber nicht mit ihnen, wird sie moderne Frauen zusehends verlieren."

Die Studie zeigt auch ein interessantes Detail zur Parteienpräferenz: Jüngere traditionell orientierte Frauen fühlen sich eher in der SPÖ als in der ÖVP aufgehoben. Und, sagte Zulehner: "Junge Männer tendieren nach rechts, junge Frauen werden grün." (pm, DER STANDARD; Printausgabe, 30.11.2011)