1894 entstand diese Fotografie (Albuminpapier) aus der Sammlung der Geographischen Gesellschaft. Sie zeigt zwei schlummernde Bergführer bei der Rast im finnischen Kuusamo.

Foto: Photoinstitut Bonartes

Wien - Klassische Coffeetable-Books wird das neu gegründete Photoinstitut Bonartes nicht herausgeben. Und auch riesige Ausstellungen in renommierten internationalen Institutionen sind nicht das vorrangige Ziel der privaten Einrichtung für historische Fotografie. Inhaltlichkeit steht vielmehr über allem: "Erforschung, Bewahrung und Vermittlung" sind die drei Säulen, auf denen das Institut ruht. Finanziert wird das neue Photoinstitut mit eigener Sammlung von der Stiftung Bonartes, die 2010 von einer kunstinteressierten, aber anonym bleiben wollenden deutsch-schweizerischen Familie gegründet wurde. Ungenannt bleiben auch die Beträge, die man für Sammlung und laufenden Betrieb zu investieren bereit ist.

Dass allerdings die Konzentration auf die Inhalte keine hohlen Versprechungen sind, dafür ist Monika Faber, ehemalige Chefkuratorin der Albertina-Fotosammlung, ein Garant. Der Umstand, dass Faber, die österreichische Koryphäe für historische Fotografie, die Albertina verließ, um nun im privaten Rahmen zu wirken, zeichnet sie als Überzeugungstäterin aus. Das Engagement der Investoren sei laut Faber ein "unglaublicher Glücksfall".

Forschung ist teuer

"Historische Fotografie ist ja kein Feld, das in Österreich große Leidenschaften bei öffentlichen Stellen weckt. Das ist kein Geheimnis", sagt Faber, die das Photoinstitut gemeinsam mit dem Juristen Hermann Geissler leitet. Auch mit historischer Fotografie könne man Blockbuster-Ausstellungen machen, "aber Forschung ist teuer". In der Albertina setzt man künftig allerdings auf Fotografie der Gegenwart: Körper als Protest heißt die erste Ausstellung des neuen Fotosammlungsleiters Walter Moser, die im Herbst 2012 Positionen der 1970er-Jahre, etwa John Coplans und David Goldblatt, präsentiert.

Öffentliche Forschungsgelder schwinden. So ist beispielsweise der Fortbestand des "Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften" (IFK) nur für drei Jahre gesichert, die Akademie der Wissenschaften streicht ein Drittel ihrer Stellen. Dass bei wissenschaftlicher Forschung Private in die Bresche springen, ist nicht selbstverständlich. So hat etwa der kanadische Unternehmer Mike Lazaridis einmalig 100 Millionen Dollar seines Vermögens für das Perimeter Institut für theoretische Physik zur Verfügung gestellt. Bekannt sind auch die Forschungsstiftungen, die Bill Gates oder John Templeton gründeten. Wenn vermutlich auch in wesentlich kleinerem Rahmen, so ist das Photoinstitut Bonartes trotzdem eine Neuerfindung: "Philanthropie heißt, etwas zu tun, was andere nicht tun", betont Geissler.

Zum Start präsentiert man sich mit einer neugierig machenden Auswahl aus dem jüngsten Ankauf: Die Fotosammlung der 1856 gegründeten Geographischen Gesellschaft versammelt Bilder von Jamaika bis Georgien: vom in wertvolle Bastmatten gewickelten Würdenträger aus Samoa bis zur reichen weißen Tischgesellschaft in Hawaii. Bilder, denen man das unglaubliche Potenzial für die Forschung anmerkt. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe 30. November 2011)