Firmengründer Martin Lorentzon und Daniel Ek

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Der Musik-Streaming Service Spotify, der seit kurzem auch in Österreich und weiteren europäischen Ländern seine Dienste feilbietet, geht neue Wege. Ab Mittwoch bietet das Unternehmen eigene Apps an.

Spotify macht auf Facebook

Der neue Weg ist eine Art Facebook-Strategie. Entwickler können über Schnittstellen Apps bauen und sie in der Plattform integrieren, wie CEO Daniel Ek bei einer Pressekonferenz bekannt gab. Als Kooperationspartner nannte Ek Musikplattformen, auf denen regelmäßig Musikveröffentlichungen rezensiert werden, wie Last.fm, Rolling Stone, Billboard und Pitchfork.

"Frictionless Sharing"

Erst kürzlich hatte Spotify eine Zusammenarbeit mit Facebook bekanntgegeben. Ist die Funktion "Frictionless Sharing" aktiviert, können Facebook-Mitglieder sehen, welche Musik ihre Freunde gerade hören. Während AllThingsDigital zu Beginn der Woche fälschlicherweise annahm, Spotify würde seine Musik für Entwickler öffnen, die ihre Lieder auf ihren Apps spielen wollen, stellte das Wall Street Journal eine korrekte Prognose auf: Der Musik-Streaming Dienst startet Apps und öffnet die Plattform für Developer. 

Kluger Schachzug

Nun stellt sich heraus, dass Spotify - beziehungsweise CEO Daniel Ek - mit dem Schritt einen klugen Schachzug vollzieht. Indem Spotify sein Produkt verbessern lässt, ohne damit selbst Arbeit zu haben. Stattdessen ergänzen Außenstehende die Plattform mit neuen coolen Funktionen und machen so Nutzer happy. Im Falle, dass ihre Arbeit Gewinn abwirft, hat auch Ek etwas davon.
Und Spotify kann die Hilfe gebrauchen, räumte Ek ein. Während Spotify ein geeigneter Ort ist, um gewünschte Musik zu finden, hapert es an seiner Fähigkeit, Musik anzubieten, von der Nutzer gar nicht wissen, dass sie ihnen gefällt. Hilfe kommt nun von den "Likes" der Musikportale Last.fm und Rolling Stone Magazine. Weder Apple noch Amazon - die zwei größten Fische im Digital Music Teich - haben dafür eine Lösung.

Geduld

Die neuen Features werden wohl nicht zu einem Anstieg der Nutzeranzahl führen. Um dies zu erreichen, müssten Entwickler die Inhalte von Spotify auf ihren eigenen Apps nutzen können. Im Gespräch mit AllThingsDigital meinten einige Entwickler, dass der Musikdienst dies durchaus in Zukunft umsetzen möchte. Die zehn Millionen Nutzer von Spotify brauchen allerdings einiges an Geduld, denn dafür muss sich das Unternehmen auf eine Rangelei mit den Musiklabels vorbereiten.

Reviews, Konzerttickets und Songtexte

Mit diesen Apps könnten beispielsweise Musikmagazine eigene Spotify-Channels anbieten, in denen User gleichzeitig Musik hören und die Kritiken dazu lesen können.

Für Drittentwickler offen

Wie für iOS und Android sollen Entwickler eigene Apps für die "Spotify Platform" schreiben und einreichen können. Die Apps sind kostenlos und sowohl für die zahlenden Nutzer als auch für die User des Gratis-Dienstes verfügbar.

Facebook-Zwang 

Der Dienst hat nach eigenen Angaben mittlerweile über 2,5 Millionen zahlende Abonnenten. Alleine in den vergangenen zwei Monaten sollen 500.000 neue User hinzugekommen sein. Ein Gutteil sei auf die Kooperation mit Facebook zurückzuführen, die allerdings umstritten ist. Langjährige Spotify-Nutzer können sich optional auch mit ihrem Facebook-Account einloggen. Neue User werden allerdings dazu gezwungen, denn ein separates Spotify-Login gibt es bei einer Neuanmeldung nicht mehr. Viele User haben diese Zwangsverknüpfung kritisiert. Als Antwort auf Datenschutzbedenken hat Spotify einen "Private Listening"-Modus gestartet. (red)