London - In Großbritannien ist eine Debatte um die kostenlose Zusendung der "Pille danach" entflammt. Zur Sicherheit sollten sich Frauen für die Weihnachtszeit mit der Pille eindecken, rät die staatliche Schwangerschaftsberatung BPAS auf ihrer Internetseite, wo das Medikament bestellt werden kann. Konservative PolitikerInnen und die Stiftung Life kritisierten die Aktion. Die "Pille danach" sei nun so einfach zu bekommen "wie eine Pizza", sagte Life-Sprecherin Michaela Aston am Donnerstag.

BPAS, die für den staatlichen Gesundheitsdienst NHS Abtreibungen durchführt, hatte kürzlich eine Werbekampagne gestartet. Auf der Webseite santacomes.org ("Der Weihnachtsmann kommt") können Frauen die Pille mittels Online-Formular bestellen. Danach ruft eine Krankenschwester zurück - vor allem um Unter-16-Jährige zu identifizieren. Spricht nichts dagegen, verschickt BPAS ein Paket mit Kondomen, einer Info-Broschüre und der Pille Levonelle. Sie soll bis zu 72 Stunden nach ungeschütztem Sex einen Eisprung oder die Einnistung verhindern. Sie ist in Großbritannien nicht verschreibungspflichtig, kostet in Drogerien aber gut 25 Pfund (30 Euro).

"Was für ein Trauerspiel,..."

Life-Sprecherin Aston zufolge gebe es keine Beweise, dass die "Pille danach" ungeplante Schwangerschaften verhindere. "Was für ein Trauerspiel, dass die BPAS über Weihnachten zu riskantem Sexualverhalten ermuntert." Zudem sei die "Super-Pille" um einiges stärker als die normale Antibabypille und habe einen erheblichen Einfluss auf den weiblichen Körper.

Die BPAS wies die Kritik als "weltfremd" zurück: "Es ist eine Tatsache, dass wir im Jänner mehr Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft erleben als zu jeder anderen Jahreszeit", hieß es. Da außerdem über die Feiertage Apotheken und Drogerien geschlossen seien, sei es nützlich, die "Pille danach" vorrätig zu haben. Allerdings hat sich das Angebot als so beliebt herausgestellt, dass BPAS kurz nach dem Freischalten der Seite verkünden musste, mit dem Versenden bis Weihnachten womöglich nicht mehr nachzukommen.

Frauengesundheitszentrum: "Verantwortungsvolles Handeln"

Das Frauengesundheitszentrum Salzburg gibt via Aussendung zu bedenken, dass jeder Frau/jedem Mädchen in der reproduktiven Phase ihres Lebens bei heterosexueller Aktivität eine Verhütungspanne ein- oder mehrmals passieren kann. Die "Pille danach" zu nehmen stellt sich für die Frauengesundheitsberaterinnen als ein "verantwortungsvolles Handeln mit dem Ziel nicht ungewollt schwanger zu werden" dar. 

Die "typische Notfallpatientin" gebe es nicht. Jedoch lässt sich festhalten, dass zwölf Prozent der Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren die "Pille danach" bereits vorsorglich eingenommen haben. Die Anwendungserfahrung bei Frauen zwischen 18 und 49 Jahren liegt bei 13 Prozent, bei 20 Prozent bei Frauen zwischen 25 und 29 Jahren, so das Frauengesundheitszentrum Salzburg via Aussendung. Außerdem variiert die Einnahme der Notfallverhütung auch nach Bildungsgrad: Frauen mit höherer Bildung greifen vorsorglich öfter darauf zurück (18 Prozent), als Frauen mit geringerer Bildung (elf Prozent). (APA/red)