Washington - Im Vergleich zur mehr als 4,5 Milliarden Jahre langen Erdgeschichte glich die eigentliche Entstehung unseres Planeten einer Sturzgeburt: Innerhalb von nur etwa zehn Millionen Jahren sollen sich US-Forschern zufolge regellos umherschwirrende Staubkörner zu einem glühenden Gesteinsklumpen von fast Erdgröße geformt haben.

Der Schlüssel zu diesen neuen Erkenntnissen liegt im Zerfall des radioaktiven Isotops Hafnium-182 zu Wolfram-182 in Meteoriten. Das schreibt der Geowissenschafter Stein Jacobsen von der Harvard-Universität in Cambridge (USA) im US-Wissenschaftsmagazin "Science" (Bd. 300).

Datierungsmethode

Der Hafnium-Zerfall mit einer Halbwertszeit von rund neun Millionen Jahren gilt als zuverlässige Datierungsmethode für die Frühphase des Sonnensystems. Nach rund 50 Millionen Jahren ist diese "Uhr" jedoch stehen geblieben, da praktisch alles Hafnium-182 zerfallen war, wie Jacobsen erläutert. Spätere Ereignisse lassen sich damit nicht mehr datieren.

Mit neuen Analysemethoden haben verschiedene Forschergruppen Meteoriten auf ihren Wolfram-Gehalt untersucht, die Jacobsen zufolge bei derselben katastrophalen Kollision entstanden, bei der auch der Mond aus der jungen Erde herausgeschlagen worden sein soll. Die Analysen ergaben einen leicht von den heutigen irdischen Werten abweichenden Wolfram-Mix in den Meteoriten.

Argumentation

Die Hafnium-Wolfram-Uhr gilt für die Meteoriten- und damit auch für die Mondentstehung rund 30 Millionen Jahre nach Bildung des Sonnensystems. Angesichts dieser kurzen Zeitskala für die Erdentwicklung müsse sich der Großteil unseres Planeten bereits in den ersten zehn Millionen Jahren geformt haben, argumentiert Jacobsen. Münsteraner Forscher hatten mit der Hafnium-Wolfram-Analyse im vergangenen Jahr die Erdentstehung bereits um 30 bis 70 Millionen Jahre auf maximal 30 Millionen Jahre zurückdatiert. (APA/dpa)