Wien - Die Großhandelspreise an den europäischen Strommärkten haben sich in den vergangenen Tagen nahezu verdreifacht. In der Mittagsspitze müssen derzeit am Spotmarkt bereits rund 80 Euro pro Megawattstunde bezahlt werden, während Spitzenstrom noch vor einem Jahr nur 25 bis 30 Euro kostete.

Für Österreich heißt das: Die Industrie muss für Strom zur Lieferung im nächsten Jahr um zehn bis 15 Prozent mehr zahlen, bei Firmen mit langfristigen Lieferverträgen werden die Energiehändler wohl bald wegen Preisanpassungen an die Tür klopfen.

Grund für den jüngsten Preissprung sei eine deutliche Verknappung des Angebots, sagen die Stromhändler der heimischen Energie Allianz. Daran schuld sei für den Augenblick der streikbedingte Produktionsstopp der Atommeiler in Frankreich, durch den rund zehn Prozent des französischen Produktionspotenzials ausgefallen seien. Dazu kämen noch vorgezogene Wartungsarbeiten in einigen deutschen Nuklearkraftwerken sowie die derzeit schlechte Wasserführung der Flüsse.

Teuerung schon durchgeschlagen

Die Verteuerung am Spotmarkt hat laut Energiedealern bereits auf den Terminmarkt (langfristige Lieferverträge) durchgeschlagen. So koste eine durchgehende Lieferung von Spitzenstrom für das Jahr 2004 derzeit 41,5 Euro, vor einem Jahr waren es 34 bis 35 Euro. Auch Bandenergie - der durchgehende Energiebezug außerhalb der Spitzenzeit - sei deutlich teurer geworden. Ausgehend von der Pariser Energiebörse habe der Anstieg auch auf die Handelsplätzen in den europäischen Nachbarländer durchgeschlagen.

Der Preistrend nach oben werde sich tendenziell in den kommenden Jahren fortsetzen, weil die Überkapazitäten bei der Erzeugung im Schwinden sind, in Bälde wären sie überhaupt perdu, meinen Experten. ((DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2003, rose)