Bild nicht mehr verfügbar.

"Phobos-Grunt" noch in einem Stück - herunterkommen wird die Sonde in wenigen Einzelteilen. Der Großteil wird in der Erdatmosphäre verglühen.

Foto: APA/EPA/ROSCOSMOS

Moskau - Nach aktuellen Berechnungen dürfte es am Sonntag in einer Woche soweit sein: der außer Kontrolle geratene russische Instrumententräger "Phobos-Grunt" wird vermutlich am 15. Jänner abstürzen. "Mit einer Unsicherheit von derzeit plus, minus 30 Stunden. Zum weitaus größten Teil wird der Körper verglühen", sagte Heiner Klinkrad von der Europäischen Weltraumbehörde ESA am Montag in Darmstadt.

Am 1. Jänner hat der französische Amateur-Astronom Thierry Legault von Südfrankreich aus spektakuläre Aufnahmen der verhinderten Marsmond-Sonde gemacht und ins Internet gestellt. Der Film zeigt nach den Berichten russischer Medien vom Sonntag das rund 13,5 Tonnen schwere Gerät in der Erdumlaufbahn, wo es nach seinem Start im November wegen einer technischen Panne stecken blieb. Nach Schätzungen der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos werden einige Trümmer wohl auf die Erde fallen. Für eine Berechnung des Absturzortes sei es aber weiterhin zu früh.

Quelle: YouTube

Giftige Stoffe "keine Gefahr"

Nach vorangegangenen Schätzungen von Roskosmos könnten 20 bis 30 Trümmer mit einem Gesamtgewicht von maximal 200 Kilogramm die Erde erreichen. US-Wissenschafter hatten "Phobos-Grunt" als "giftigsten Satelliten aller Zeiten" bezeichnet, weil sich nicht nur hochgiftige Stoffe im Tank des Satelliten befinden (mehrere Tonnen des Raketentreibstoffs Hydrazin), sondern auch radioaktives Kobalt an Bord ist. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hingegen erklärte wiederholt, dass keine Gefahr bestehe: Die Giftstoffe würden beim Absturz verglühen.

Auch Klinkrad ist dieser Ansicht: Das Hydrazin in den Aluminiumtanks ist zwar für den Menschen schädlich, da jedoch das Aluminium einen geringen Schmelzpunkt hat, werden die Tanks früh aufbrechen. "Der Treibstoff wird dabei freigesetzt und verbrennt", sagte Klinkrad. Das Hydrazin werde deshalb nicht die Erdoberfläche erreichen. Auch von dem für ein Experiment benötigten radioaktiven Kobalt gehe keine Gefahr aus: "Dazu ist die mitgeführte Menge von vier hundertstel Gramm viel zu gering."

Hintergrund

Die am 9. November 2011 gestartete Raumsonde sollte zum Marsmond Phobos fliegen, stattdessen kreist sie wegen technischer Probleme um die Erde. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren wollte die Raumfahrtnation Russland nach vielen Rückschlägen international wieder Eindruck machen - stattdessen geriet die Mission zu einer weiteren Pleite in einer mittlerweile recht langen Liste von Pannen. Erst im Dezember war auch der russische Militärsatellit "Meridian" wegen der Fehlzündung einer Sojus-Rakete abgestürzt. Danach ordnete die Regierung in Moskau eine neue Raumfahrt-Strategie bis Ende Februar an. (red/APA)